Eine Studie zeigt, dass Laufen mit einem niedrigeren Todesrisiko verbunden ist.
Hierfür gibt es zwei verschiedene Interpretationen:
Entweder laufen Menschen, die gesund leben häufiger, oder das Laufen selbst sorgt für bessere Gesundheit.
Wer regelmäßig läuft, kann sich auf jeden Fall freuen: Denn in beiden Fällen bedeutet das gute Nachrichten.
Die Wissenschaftler an der Victoria-Universität in Melbourne Australien untersuchten 14 Studien mit 6 Kohorten von insgesamt 233.149 Probanden und werteten die Todesrate der Teilnehmer im Zeitraum von 5,5 – 35 Jahren nach Erhebung der Studien-Daten.
Dabei stellten sie fest, dass Läufer
- im Schnitt ein 27 % niedrigeres Gesamt-Sterblichkeits-Risiko hatten,
- ein 30 % niedrigeres Risiko hatten, an Herz-Kreislauf-Krankheiten zu sterben und
- ein 23 % niedrigeres Krebs-Sterblichkeits-Risiko hatten.
Achtung: Korrelation
Aber Vorsicht, Falle: Paleosophie-Leser wissen, dass es sich hierbei nur um eine Korrelation handelt, also nur um einen Zusammenhang: Zwei Dinge (das Laufen und die niedrigere Sterberate) treten häufiger gemeinsam auf.
Mehr sagt die Studie aber nicht aus. Was war zuerst da: das Laufen, das die Sterberate gesenkt haben könnte, oder ein anderer Faktor, der sowohl die Sterberate senkt, als auch die Wahrscheinlichkeit für das Laufen erhöht?
Loten wir doch mal beide Seiten aus:
Führt Laufen zu mehr Gesundheit?
Die meisten Leser (und so auch die Autoren) interpretieren die Zahlen so, dass das Laufen die Ursache ist und die niedrigere Sterberate die Wirkung: Wer läuft, kann dadurch dafür sorgen, dass sie/er ein niedrigeres Sterberisiko hat.
Hierfür gibt es viele mögliche Gründe:
- Regelmäßiges Laufen regt den Kreislauf und den Stoffwechsel an. Ein stärkerer Stoffwechsel macht den Körper fitter, der dann besser mit Krankheiten zurechtkommt, die Blutgefäße besser sauber hält und Krebszellen besser bekämpfen kann.
- Regelmäßiges Laufen schaltet nützliche Gene ein (Stichwort: Epigenetik), die den Körper für das Laufen besser optimieren. Diese Gene sorgen auch dafür, dass der Körper fitter ist und man länger lebt.
- Regelmäßiges Laufen hilft, Übergewicht abzubauen. Wer ein günstigeres Gewicht hat, hat ein niedrigeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs oder anderen gefährlichen Krankheiten zu leiden.
Alles plausible und teilweise im Detail erforschte Gründe.
Nichtsdestotrotz lohnt es sich, die Gegenseite der Korrelation zu betrachten:
Sind gesunde Menschen eher motiviert, zu laufen?
Genauso gut kann es nämlich sein, dass gesunde Menschen häufiger Laufen:
- Laufen hat einen „gesunden“ Ruf, und wer einen gesunden Lebensstil mit bewusster Ernährung, gutem Stressmanagement, viel Schlaf, Vitaminzufuhr, etc. pflegt wird auch eher motiviert sein, aus gesundheitlichen Gründen zu laufen.
- Wer sowieso schon fit und gesund ist, dem macht das Laufen mehr Spaß, als ungesund lebenden Couch-Potatoes. Die übergewichtigen Ungesunden scheiden einfach aus dem Läufer-Pool und damit aus er Statistik aus.
- Vielleicht ist es auch so, dass andere Faktoren (Berufsgruppen, genetische Faktoren, andere Lebensgewohnheiten) dazu führen, dass man gleichzeitig weniger läuft und einem höheren Sterberisiko ausgesetzt ist. Raucher zum Beispiel oder Menschen mit gefährlichen Berufen, die das Laufen eher schwierig machen (Schichtarbeiter zum Beispiel).
Beide Seiten bedeuten gute Nachrichten
In diesem Fall ist es jedoch egal, welche Seite recht hat, denn:
- Wenn Du nur deswegen läufst, weil Du einen gesunden Lebensstil pflegst, fit und gesund bist und auch sonstige Faktoren Dir das Laufen attraktiv und einfach machen, dann bedeutet Laufen für Dich eine Bestätigung, dass Du zu einer Niedrig-Risikogruppe gehörst. Auch dann, wenn Laufen nicht die Ursache ist. Laufen als Langlebig-Club-Karte sozusagen.
- Wenn Laufen die Ursache dafür ist, dass Menschen weniger häufig an den genannten Krankheiten sterben, dann ist es toll, wenn Du läufst, weil Du Dir damit etwas Gutes für Deine Gesundheit tust.
Nur wer nicht läuft, der hat es entweder schwerer im Leben oder hat einfach Glück, wenn sie/er dennoch lange lebt.
Statistik ist nie genau und sie hat immer Platz für Ausnahmen, wie den legendären Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der als Kettenraucher 97 Jahre alt wurde.
Kommt es auf die Dosis an?
Eine interessante Erkenntnis haben die Autoren noch in den Daten gefunden: Es war egal, wie viel die Probanden gelaufen sind. Auch wenn sie nur einmal die Woche gelaufen sind, war die positive Paarung aus Laufen und niedrigerem Sterberisiko messbar. Noch häufigeres oder besonders langes Laufen schien sich nicht besonders auf die Sterberate auszuwirken.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann also einmal pro Woche oder mehr laufen. Macht ja auch Spaß, oder?
Wie seht Ihr das mit dem Laufen?
Photo: „Woman running in field“ von Unsplash-User Camila Cordeiro, genutzt unter der freien Unsplash-Lizenz.
Von Constantin Gonzalez am 13.11.2019 in Laufen.
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