Paleosophie | Tipps und Hintergründe für den zivilisierten Urmenschen | von Constantin Gonzalez

Nahrungsergänzung aus der Natur: Lebertran

Lebertran: Nahrungsergänzung aus der Natur

Vor gar nicht allzulanger Zeit war es üblich, dass Mütter ihren Kindern täglich einen Löffel Lebertran verabreichten. Das war zwar nicht besonders beliebt bei den lieben Kleinen, aber dafür umso sinnvoller: Lebertran ist vielleicht eines der besten natürlichen Nahrungsergänzungsmittel überhaupt.

Warum Lebertran?

Grund für die Lebertran-Welle, die vom 19. Jahrhundert bis vor ca. 50 Jahren anhielt war die Entdeckung, dass Lebertran wirksam gegen Rachitis vorbeugt, einer gefürchteten Knochenkrankheit.

Rachitis ist (wie so oft) keine Krankheit (im Sinne eines Krankheits-Erregers), sondern eine Mangelerscheinung: Fehlt das Vitamin D, kann der Körper kein Kalzium in den Knochen einlagern und folglich bilden sich Knochenschäden. Vor allem bei Kindern, die im Wachstumsalter sind.

Dieser Zusammenhang wurde erst vor weniger als 100 Jahren vom deutschen Chemiker Hans Brockmann entdeckt, der erstmals das Vitamin D3 aus Lebertran isolierte.

(Es gibt mehrere Sorten Vitamin D, im Folgenden verwende ich die Begriffe Vitamin D und Vitamin D3 aus stilistischen Gründen synonym.)

Normalerweise bildet der menschliche Körper Vitamin D mit Hilfe von Sonnenlicht in der Haut aus dem Cholesterin-Vorläufer 7-Dehydrocholesterol. In den Wintermonaten, fern vom Äquator, in geschlossenen Gebäuden und bei großflächiger Körperbedeckung (kurz: in der Zivilisation) ist es für den Körper kaum möglich, ausreichende Mengen von Vitamin D3 zu bilden. Was tun?

Auf der einen Seite, kann man im Sommer seine Vitamin-D-Speicher auftanken, um im Winter genug zu haben. Leider tun das nicht alle, denn die Angst vor Hautkrebs lässt viele Urlauber zur Sonnencreme greifen, die nicht nur die Vitamin-D-Synthese einschränkt, sondern auch andere gesundheitliche Nachteile haben kann.

Auf der anderen Seite kann man Vitamin D3 auch mit der Nahrung zuführen – und hier gehört Lebertran zu den besten Lieferanten.

Eine Tradition der Wikinger

Ein Kabeljau

Schon die alten Wikinger hatten mit Vitamin-D-Mangel zu kämpfen, da sie im hohen Norden und während der Wintermonate nun wirklich nicht viel Sonne gesehen haben. Irgendwann kamen sie auf die Idee, Fischleber über Wasserdampf zu kochen und das dabei austretende Öl auf dem Kochwasser zu sammeln und abzuschöpfen: Der Lebertran war geboren.

Um den wertvollen Lebertran auch außerhalb der Fischfangsaison nutzen zu können, entwickelten die Wikinger auch andere Methoden, indem sie die Fischlebern in Fässern fermentierten und so das Öl haltbarer machten.

Heute streiten sich Lebertran-Fans oft darüber, welche Variante des Lebertrans besser ist: Ob direkt aus frischen Lebern gewonnen oder aus einem Fermentierungsprozess heraus. Beide Varianten haben etwas für sich und für beide Varianten gibt es Hersteller, die Wert auf Qualität legen und ihre Methoden modernisiert und perfektioniert haben.

A, D, K: Das Vitamin-Dreigestirn

Vitamin D ist nicht alles und auch wenn die Liste der Vitamin-D-Vorteile (bzw. der durch Vitamin-D-Mangel drohenden Mangelerscheinungen) lang ist, warnen Skeptiker gerne auch vor den Gefahren einer möglichen Vitamin-D-Überdosierung.

Die Antwort liefert einmal mehr die Natur: Dort kommt das Vitamin D nicht alleine vor. Im Lebertran sind z. B. neben Vitamin D auch große Mengen Vitamin A enthalten. Heute geht neuere Forschung davon aus, dass Vitamin A und Vitamin D zusammen spielen: Sie ergänzen sich gegenseitig und sie schützen auch gegenseitig vor Überdosierung. Daher ist es wichtig, Vitamine nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenspiel miteinander.

Und hier kommt ein weiteres Vitamin ins Spiel, das zwar nicht im Lebertran enthalten ist aber in einem unserer beliebtesten Fette: Vitamin K2, das vor allem in Butter, aber auch in fermentiertem Gemüse wie z. B. Sauerkraut zu finden ist. Die Stoffwechselprozesse, die von Vitamin A und D genutzt werden brauchen auch Vitamin K, um optimal zu funktionieren. Da verwundert es nicht, dass viele Befürworter von Lebertran auch empfehlen, es gemeinsam mit Butter einzunehmen und einige Hersteller sogar Kombinations-Präparate aus Butter-Fett und Lebertran anbieten.

Omega-3 satt

Und Lebertran kann noch mehr: Darin sind auch größere Mengen von Omega-3-Fettsäuren enthalten. Wir erinnern uns: Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren der Omega-3- und Omega-6-Familien sind für den Körper sehr wichtig, aber es kommt auf das Gleichgewicht zwischen den beiden an: Gerade in unserer Zivilisation kommt viel Omega-6 vor (z. B. in Pflanzenölen, Getreide-Produkten, Geflügel, Fett von Tieren, die mit Getreide gefüttert wurden), während Omega-3 Mangelware ist.

Längst hat sich herumgesprochen, dass Omega-3-Fettsäuren vor Herz-/Kreislauferkrankungen schützen können und dass sie auch sonst viele positive Eigenschaften haben. Dabei gilt aber, dass nur tierisches Omega-3 (also EPA und DHA) vom Menschen sinnvoll verwertet werden kann. Bei pflanzlicher Herkunft ist die Verarbeitung im menschlichen Körper nicht effizient genug.

Auch hier kann Lebertran helfen, das Gleichgewicht wieder ins Lot zu rücken, denn es liefert zusätzlich zu den fettlöslichen Vitaminen A, D und K2 auch viel Omega-3-Fettsäuren in den für Menschen günstigen Varianten EPA und DHA.

Qualität ist bei Lebertran besonders wichtig

Der Gesundheits- und Nahrungsergänzungsmarkt ist heiß umkämpft. Das ist auf der einen Seite gut, weil der Wettbewerb hohe Qualität zu erträglichen Preisen begünstigt, auf der anderen Seite ist es auch möglich, dass Hersteller Kompromisse eingehen, um größere Käuferschichten anzusprechen oder Billiganbieter den Markt mit minderwertiger Qualität beliefern.

Wie bei Kokosöl, Olivenöl und anderen hochwertigen Naturprodukten ist es auch beim Lebertran sehr wichtig, auf hohe Qualität zu achten. Industrielle Prozesse, die das Öl erhitzen oder gar chemisch behandeln können leicht Vitamine zerstören, die dann einige Hersteller wieder künstlich zuführen, was den Anspruch eines Naturprodukts ad absurdum führt. Daher ist es wichtig, auf einen möglichst schonenden, natürlichen und streng kontrollierten Prozess zu achten.

Grundsätzlich sollte ein guter Lebertran goldgelb sein und nur einen leichten, angenehmen Fischgeruch haben, wie wenn man ein leckeres Fischfilet auf dem Teller hat. Der Geschmack ist nicht jedermanns Sache, aber man gewöhnt sich leicht daran. Der fermentierte Lebertran dagegen ist wegen der Leber-Rückstände eher bräunlich, sollte aber vom Geruch her ebenfalls unauffällig sein.

Lebertran sollte lichtgeschützt und gekühlt, am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden, wo er sich nach Anbruch mehrere Wochen bis einige Monate hält. Es ist normal, dass sich im Laufe der Zeit kleine Kristalle bilden, die den Lebertran leicht milchig aussehen lassen.

Kapseln oder Flasche?

Mittlerweile bieten Hersteller Lebertran in vielen verschiedenen Formen an:

  • Als Kapsel oder als Öl in der Flasche: Ich persönlich optimiere hier die Kosten: In Flaschenform bekommt man einfach mehr Öl fürs Geld, also greife ich lieber zur Flasche. Andere Kunden finden Kapseln besser, weil sie sich einfacher schlucken lassen als der zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftige Teelöffel.
  • Mit oder ohne Geschmack: Um den unangenehmen Geschmack zu übertünchen, mischen einige Hersteller Orangen-, Minz- oder Zitronenöl in den Lebertran oder in die Kapseln (gegen das Aufstoßen). Auch hier lege ich mein knappes Geld lieber in Lebertran als in Geschmacksstoffe an und orientiere mich am reinen Original.
  • Mit oder ohne Butter: Wie oben erwähnt wird die positive Wirkung von Lebertran verstärkt, wenn man es zusammen mit Butter nimmt, weil das Vitamin K2 darin eine ideale Ergänzung zum Vitamin D3/Vitamin A Duo ist. Daher mischen es einige Hersteller mit Butterölen. Auch hier spare ich lieber: Unter dem Strich ist gute, grasgefütterte Butter aus dem Supermarkt (z. B. von Kerrygold) zusammen mit reinem Lebertran günstiger, als ein Lebertran, der durch Butter (wenn auch mit guten Absichten) „gestreckt“ wurde.

Und jetzt zur umstrittensten Frage:

Fermentiert oder nicht?

Diese Frage beschäftigt seit Jahrhunderten Gesundheits-Experten. Die Fermentier-Fans weisen auf die jahrhundertelange Tradition und das schonende Verfahren hin, während die Nicht-Fermentierer behaupten, ihr Produkt wäre reiner und dank modernster Filterverfahren noch schonender hergestellt.

Der Streit eskalierte vor ein paar Jahren, als Gerüchte über ranzige Produkte aufkamen, die bei Verbrauchern Unsicherheiten aufkommen ließen. Diese Gerüchte konnten jedoch schnell widerlegt werden.

Ich glaube, dass beide Varianten mehr oder weniger gleich gut sind, und beide Sorten sind besser als gar kein Lebertran, daher würde ich nicht zu viel Zeit mit Details wie fermentiert oder nicht verbringen. Die wichtigsten Hersteller von Lebertran stecken heutzutage viel Aufwand und Expertise in ihre Produkte, so dass es für beide Varianten sehr gute Produkte gibt.

Welche Hersteller liefern die beste Qualität?

Die renommierte Weston A. Price Foundation beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesem Thema und hat die Erfahrungen namhafter Ärzte und Wissenschaftler zusammengetragen. Sie hat vor einiger Zeit eine Liste empfohlener Hersteller und Bezugsquellen veröffentlicht, die hohe Qualitätsmaßstäbe anlegen und ihre Produkte regelmäßig kontrollieren: Cod Liver Oil Basics and Recommendations – Brand Recomendations – Updated 2015.

In der fermentierten Kategorie gehört Green Pasture zu den Marktführern, während Rosita Real Foods zu den führenden Marken der nicht fermentierten Variante gehört. Letztere verwendet Fische aus nachhaltiger Fischerei in Norwegen, so dass ich im Moment die Rosita-Variante aus Europa bevorzuge.

Sowohl die Produkte von Green Pasture als auch die von Rosita Real Foods sind bei meinem aktuellen Sponsor Ergomax erhältlich: Hier geht’s zur Lebertran-Kategorie im Ergomax-Shop.

Fazit

Gerade in den Wintermonaten kann es sinnvoll sein, die Vitamin-D3-Depots zu füllen, um das Immunsystem zu stärken und Mangelerscheinungen oder Krankheiten vorzubeugen. Dabei ist Lebertran als natürliche Nahrungsergänzung aufgrund der Kombination von Vitamin D mit Vitamin A eine gute Alternative, vor allem wenn man zusätzlich auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K2 aus fermentiertem Gemüse oder Butter achtet. Der Omega-3-Gehalt von Lebertran hilft zusätzlich, das Gleichgewicht der mehrfach ungesättigten Fettsäuren aufrecht zu erhalten.

Ein Vitamin-D-Test beim Hausarzt ist nicht teuer und im Handel (z. B von Vimeda) gibt es preisgünstige Test-Kits. So kann man selber entscheiden, ob man durch die Einnahme eines gute Lebertran-Produktes einen Vorteil haben kann.

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Quellen:


Bildnachweis:


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Von Constantin Gonzalez am 17.11.2016, aktualisiert: 19.12.2016 in Grundlagen.


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Mit der Paleo-Ernährung (oder: „Paleo-Diät“) bin ich heute 18 kg leichter und fitter als je zuvor. Jetzt wandle ich mich vom Couch-Potato zum Athleten. Das hätte ich als klassischer „Geek“ nie gedacht!

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