In einem früheren Artikel ging es um alles, was man über Fett wissen sollte, speziell um „gute Fette“ und „schlechte Fette“.
Dabei sind die meisten guten Fette tierischen Ursprungs, weil Tiere so wie der Mensch Fette als Speicherform für Energie nutzen und dabei automatisch eine Fett-Variante speichern, die gut verträglich ist: Fette mit gesättigten Fettsäuren.
Pflanzliche Fette sind dagegen oft schädlich für den Menschen: Sie sind wegen des hohen Anteils an ungesättigten Fettsäuren chemisch instabil und reagieren gerne im Körper zu unkontrollierten und dadurch oft problematischen Produkten.
Heute wollen wir eine Ausnahme unter den pflanzlichen Fetten betrachten. Ein pflanzliches Fett, das nicht nur unschädlich, sondern ausgesprochen gesund für den menschlichen Körper ist.
Dieses Pflanzenfett duftet herrlich, schmeckt neutral und ist universell beim Kochen einsetzbar. Dazu ist es leicht verträglich, liefert Energie für Körper und Geist, läßt das „gute Cholesterin“ steigen und obendrein bekämpft es schädliche Bakterien, Pilze und sogar Viren: Kokosöl.
Klingt wie ein Wundermittel, gar wie ein Super-Pflanzenfett. Stimmt das?
Was genau ist in Kokosöl drin und wie erklären sich diese positiven Eigenschaften?
Kokosöl wird aus dem Nährgewebe der Kokosnuss gewonnen („Kopra“). Es ist weiß, duftet angenehm nach Kokos und schmilzt knapp oberhalb von Zimmertemperatur.
Es besteht zum größten Teil aus gesättigten Fettsäuren und dadurch unterscheidet es sich stark von anderen Pflanzenölen: Aus diesem Grund ist es chemisch sehr stabil, hält sich lange und es läßt sich hoch erhitzen, ohne daß es dabei oxidiert.
Schaut man sich die Fettsäure-Zusammensetzung von Kokosöl genauer an, fallen zwei Dinge auf:
- Der größte Teil der Fettsäuren sind mittelkettige Fettsäuren (Medium-chain Triglycerides, oder MCTs) mit 6-12 Kohlenstoff-Atomen. Das macht insgesamt ca. 55-71% des Fettsäuregehalts aus.
- Eine dieser MCTs, die Laurinsäure ist mit 45-53% Anteil am Kokosöl besonders stark vertreten.
Und hierin liegt auch das Geheimnis des Kokosöls begründet.
7 Gute Gründe, Kokosöl zu essen
Diese spezielle Zusammensetzung des Kokosöls ist direkt für seine guten Eigenschaften verantwortlich:
- Kokosöl wird schnell und unkompliziert vom Körper aufgenommen: MCTs brauchen keine Galle, um bei der Verdauung aufgespalten zu werden, sondern können direkt (und ohne Umweg über das Lymphsystem) in der Leber zu Ketonkörpern weiterverarbeitet werden. Ketonkörper können in den Mitochondrien (das sind die „Kraftwerke“ in allen Körperzellen) besonders leicht in ATP umgewandelt werden: Der universelle Energieträger in jeder Zelle.
- Aus dem gleichen Grund hilft Kokosöl beim Fasten, denn seine Umwandlung in Ketonkörper fördert den Ketose-Zustand: Ein heilsamer Zustand, bei dem der Körper Krankheiten und sogar Krebs bekämpfen kann. Paul Jaminet empfiehlt in Perfect Health Diet, beim Fasten Esslöffel-weise Kokosöl zu essen, um diesen Zustand leichter und schonender herbeizuführen.
- MCTs und vor allem die Laurinsäure bekämpfen Bakterien: Diese haben nämlich eine dünne Wand, die aus Fetten besteht, mit denen Bakterien sich vor der Außenwelt schützen. Da MCTs ebenfals Fette sind und da sie besonders gut zu den Bakterienwänden „passen“, wirken sie auf Bakterienwände wie ein Lösungsmittel – mit fatalen Folgen für die meisten schädlichen Bakterien. Siehe dazu auch das Papier Fatty acids and derivatives as antimicrobial agents. oder Susceptibility of Helicobacter pylori to bactericidal properties of medium-chain monoglycerides and free fatty acids., in dem es speziell um den Erreger des Magengeschwüres geht.
- Damit nicht genug: Viele Viren schützen sich durch eine Wand, die der Bakterienwand sehr ähnlich sind. Auch dieser Schutzmechanismus wird durch MCTs und insbesondere Laurinsäure aufgeweicht, so daß Kokosöl auch gegen Viren hilft. Siehe dazu auch u.a. die Abhandlung Inactivation of enveloped viruses and killing of cells by fatty acids and monoglycerides..
- Was fehlt noch? Ach ja: Pilze. Schädliche Pilze sind überall und in der Regel können menschliche Abwehrmechanismen (vor allem die „gute“ Darmflora) diese in Schach halten. Auch hierbei kann Kokosöl helfen, denn eine andere prominente Fettsäure, die Caprylsäure, die zu immerhin 8% in Kokosöl enthalten ist, ist ein wirkungsvolles Mittel gegen Pilzinfektionen.
- Kokosöl (auch hier dank der Laurinsäure) steigert den Anteil am „guten“ HDL Cholesterin (Effects of dietary fatty acids and carbohydrates on the ratio of serum total to HDL cholesterol and on serum lipids and apolipoproteins: a meta-analysis of 60 controlled trials.) und damit verbessert Kokosöl die Blutfett-Werte. Ist das nicht toll? Je mehr Kokosöl man ißt, desto bessere Blutfettwerde bekommt man! Damit ist Kokosöl ein viel besserer Energielieferant als jedes Kohlenhydrat, denn Kohlenhydrate verschlechtern die Cholesterin-Bilanz.
- Das Gehirn ist übrigens auch ein dankbarer Abnehmer für Ketone und MCTs: Ähnlich wie beim Laufen ist diese alternative Energiequelle für Gehirnzellen zuverlässiger und schonender – und sie funktioniert auch dann, wenn das Hirn aufgrund lebenslanger Kohlenhydrate-Mast träge und insulinresistent geworden ist. Daher wird Kokosöl gerne zur Therapie verschiedener Hirn- und Nervenerkrankungen eingesetzt. Selbst die Alzheimer-Krankheit gilt inzwischen in Fachkreisen als die „Diabetes des Gehirns“. Kokosöl ist also Nervennahrung.
Kokosöl in der Paleo-Küche
Kokosöl duftet angenehm nach Kokos und ist dabei nie aufdringlich. Wer schon mal eine echte Vanilleschote aufgeschnitten und daran geschnuppert hat, weiß, wie angenehm, rund und dennoch komplex Vanille duften kann. Kein Vergleich zum künstlichen Vanille-Aroma aus dem Fläschchen oder gar Vanille-Zucker.Ähnlich ist es beim Kokosöl: Angenehm, zart und doch komplex – Kein Vergleich zum Bounty-Riegel. Man muß Kokosöl einfach mal selber gerochen haben!
Gleichzeitig ist Kokosöl im Geschmack sehr neutral: Man kann es zu jedem Gericht verwenden, ohne daß es sich in den Vordergrund drängen würde.
Kokosöl läßt sich daher überall verwenden:
- Es ist sehr Temperatur-stabil: Man kann es problemlos zum Braten und Fritieren von Fleisch, Fisch und Gemüse auch bei hohen Temperaturen verwenden (Butter oder Olivenöl werden bei hohen Temperaturen bitter und entwickeln dann schädliche Stoffe und sind daher weniger geeignet).
- Man kann mit Kokosöl auch prima backen: Überall, wo sonst Butter im Backrezept steht, kann man Kokosöl 1:1 ersetzen.
- A propos backen: Mit Kokosöl kann man sehr gut Pancakes backen: Sowohl Paleo-Pancakes aus Nüssen als auch Buchweizen-Pancakes.
- Besonders lecker und dennoch sehr gesund: Selbstgemachte Pommes bzw. Chips aus Süßkartoffeln, oder aus Kochbanenen (Siehe auch das Picadillo-Rezept).
- Wer sich ein Paleo-konformes Brot gebacken hat (z.B. aus Nuss-Mehlen), der kann Kokosöl aufgrund seiner Butter-artigen Konsistenz auch als Aufstrich nehmen. Oder man streicht sich Kokosöl mit dem Messer auf einen Paleo-Pancake!
- Sogar im Kaffee schmeckt Kokosöl super: Einfach einen Teelöffel Kokosöl in den heißen Kaffee rühren. Oder ähnlich wie Butterkaffee aufschäumen.
- Man kann Kokosöl problemlos bei Zimmertemperatur lagern, da es sich auch längere Zeit gut hält. Im Kühlschrank sollte man es nicht lagern, da es dort hart wird und sich wegen des häufigen warm/kalt-Wechsels Wasser anlagern könnte, was die Gefahr von Schimmel erhöht.
Kokosöl ist übrigens nicht nur auf die Küche beschränkt: Durch die antibakterielle Wirkung kann es auch zur Herstellung von Natur-Kosmetika, wie Hautcremes, Deos oder Zahnpasta verwendet werden. Mehr dazu auf der Kosmetik-Seite im PaleoWiki.
Auf die richtige Herstellung kommt es an
Bevor Ihr jetzt zu Omas Palmin greift, ein Wort zur Qualität:
Vom Olivenöl kennen wir das Thema. Nur schonend kaltgepreßtes und naturbelassenes Olivenöl ist wirklich gut. Dann bleiben alle Vitamine und Inhaltsstoffe erhalten und das Öl wird vor Schäden durch zu hohe Temperatur geschützt.
Es gibt auch einen anderen Grund auf hohe Qualität zu achten: Industrielle Prozesse zur Ölgewinnung setzen gerne große Maschinen (die wegen des hohen Drucks das Öl stark erhitzen), chemische Lösungsmittel (um den letzten Tropfen Öl rauszuholen), Bleich- und Desodorierungs-Verfahren (damit das Öl farb- und geruchlos wird) ein. Das Endergebnis ist dann weit vom ursprünglichen Naturprodukt entfernt und kann durch Rückstände aus der Produktion verunreinigt sein.
Also fällt billiges Kokosfett aus dem Supermarkt von vorn herein weg.
Wie erkennt man, ob ein Kokosöl aus dem Handel wirklich gut und kein industriell „verhunztes“ Produkt ist?
- Das Kokosöl sollte ökologisch angebaut sein, also ein anerkanntes Bio-Siegel tragen.
- Darüber hinaus bedeutet die geschützte Bezeichnung „Virgin Coconut Oil“, daß das Öl nur aus frischen, reifen Kokosnüssen stammt und daß es bei der Gewinnung nicht verändert wurde. Das schließt z.B. starke Hitze, Lösungsmittel, Bleich-Methoden oder Desodorierung (auch durch „harmlosen“ Wasserdampf) aus.
- Manche Hersteller beschreiben genauer, wie sie das Öl gewinnen und versuchen sich zusätzlich darüber zu differenzieren, etwa durch besonders schonende Trocknung der Kopra oder besonders schnelle Weiterverarbeitung nach der Ernte.
Wo man am besten Kokosöl bekommt
Kommen wir zum einzigen Nachteil von Kokosöl: Es ist (wie jedes andere hochwertige Naturprodukt) leider nicht billig. Aber dafür jeden Cent wert! Je nach Packungsgröße kostet der Liter Kokosöl ca. 20 Euro.
Wer also kein Risiko eingehen möchte, der kann mit einem kleinen Glas anfangen und es einmal ausprobieren. Danach sollte man ruhig zu den größeren Packungsgrößen greifen, um möglichst viel Kokosöl für’s Geld zu bekommen. Mittlerweile liegt unser Verbrauch im Hause Gonzalez bei ca. 1 Liter pro Monat, und das auch nur, weil wir parallel für unseren 4-Köpfe-Haushalt etwa 3kg Butter pro Monat verbrauchen. Sonst wäre es wohl mehr :).
Hier die wichtigsten Kokosöl-Quellen in Deutschland:
- Dr. Goerg: Der erste Hersteller von nativem Bio-Kokosöl, auf den ich in Deutschland gestoßen bin. Sehr gute Qualität nach dem Virgin Coconut Oil Standard (VCO) und je nach Menge bekommt man manchmal auch ein Extra-Buch geschenkt. Hier steht was zu den Herstellungs-Methoden bei Dr. Goerg. Besonderheit: Bei Dr. Goerg gibt es Kokosöl auch als 20-Liter-Bottich.
- Ölfreund: Dieser Hersteller importiert vakuumverpacktes Bio-Kokosfleisch aus Sri Lanka und presst es hier in Deutschland in der eigenen Ölmühle im Kaltpressverfahren. So wird eine hohe Qualität beim Pressen gewährleistet und eine übermäßige Erhitzung des fertigen Öles auf Containerschiffen vermieden (starres Kokosfleisch erhitzt sich langsamer während der Überfahrt durch den Äquator als flüssiges Kokosöl). Die Ölaustrittstemperaatur liegt beim Pressen zwischen 28 und 32 Grad Celsius. Das Ölfreund Kokosöl wird absolut natürlich belassen. Nach der Pressung ruht das Öl einige Stunden, damit sich grobe Trübstoffe absetzen können bevor es in Gläser abgefüllt wird.
- 100ProBio: Hochwertiges, natives Bio-Kokosöl aus direkter, erster Kaltpressung. Auch hier wird das Öl schonend in den Philippinen hergestellt und verarbeitet. Mehr Infos auf der 100ProBio-Webseite. Das 100ProBio-Kokosöl gibt es z.B. im OmBio-Shop.
- Die meisten höherwertigen Bio-Marken, wie z.B. Rapunzel haben ebenfalls natives Bio-Kokosöl im Programm. Das native Kokosöl von Rapunzel ist weder gebleicht noch desodoriert und entspricht daher dem „Virgin Coconut Oil“ Standard. weitere Hersteller-Infos sind auf der Rapunzel-Webseite verfügbar. Rapunzel bietet auch ein Bio-Kokosfett an, das besonders schonend mit Wasserdampf desodoriert wurde und daher eine gute geruchlose Alternative ist.
- Die Ölmühle Solling stellt ebenfalls gutes Kokosöl her und ist beim Liter-Preis ein wenig günstiger. Auch hier gibt es eine Info-Seite zu den Produktions-Methoden.
- Neu auf dem Online-Markt für hochwertige Speise-Öle: MeineÖle.de Dieser Online-Shop hat sich auf besonders hochwertige Öle spezialisiert und hat vor kurzem auch hochwertiges Kokosöl in sein Sortiment aufgenommen. Ich durfte vorab schon eine Probe testen und kann bestätigen, daß das Kokosöl von MeineÖle.de dem hohen Anspruch der MeineÖle.de-Gründer gerecht wird. Vielen dank an Kathrin von MeineÖle.de für die Probe!
Alle Öle gibt es in den Online-Shops der jeweiligen Hersteller und die meisten davon auch bei Amazon*, falls Ihr nicht jedesmal ein neues Shopping-Konto eröffnen wollt.
Mehr Kokosöl-Infos
Dank Bonus-Beigabe einer Dr. Goerg-Lieferung habe ich eine Ausgabe von Das Kokos-Buch: Natürlich heilen und genießen mit Kokosöl und Co.* bekommen. Das Buch fasst die Vorteile von Kokosöl und die vielen Anwendungsgebiete sowie Hinweise zur Herkunft sehr schön zusammen. Wer sich in das Thema vertiefen möchte, dem sei das Buch empfohlen.
Eure Kokosöl-Erfahrungen
Nutzt Du schon Kokosöl in der täglichen Küche? Welche Erfahrungen hast Du damit bisher gemacht? Schreib’ Deine Kokosöl-Erfahrungen und -Rezepte unten in die Kommentare!
Shopping-Links
Update: Das native Kokosöl von Rapunzel ist weder desodoriert noch gebleicht und entspricht dem „Virgin Coconut Oil“ Standard. Das war in der Beschreibung nicht klar genug, also habe ich den Punkt klarer formuliert.
*: Amazon Affiliate-Link: Kauf’ Dich schlank und unterstütze dabei Paleosophie mit einer kleinen Prämie. Wir beide gewinnen!
Von Constantin Gonzalez am 19.03.2013, aktualisiert: 17.12.2017 in Grundlagen.
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