Paleosophie | Tipps und Hintergründe für den zivilisierten Urmenschen | von Constantin Gonzalez

Warum Zucker nicht gesund, sondern giftig ist: Das lustige Video mit der bitteren Wahrheit

Warum Zucker nicht gesund, sondern giftig ist: Das lustige Video mit der bitteren Wahrheit

Zucker ist ein Gift.

Das ist das Ergebnis von Prof. Robert H. Lustigs biochemischer Analyse, die er in seinem Video-Vortrag „Sugar: The Bitter Truth“ („Zucker: Die bittere Wahrheit“) anschaulich, fesselnd und trotzdem humorvoll (nomen est omen) vorstellt.

Er zeigt, wie sich der Zucker-Konsum seit Anfang des letzten Jahrhunderts verfünffacht hat, vergleicht die biochemischen Auswirkungen von zwei Scheiben Toast, einem Schnaps und einem Glas Orangensaft auf die Leber und rechnet mit Politik, Übergewicht, der Cola-Industrie und gezuckerter Babynahrung ab. Nach diesem 90 Minuten Zucker-Thriller hat niemand mehr Lust auf was Süßes, versprochen!

Da Fachvorträge auf Englisch nicht Jedermanns Sache sind, hab’ ich in diesem Artikel nicht nur das Video für Euch eingebaut, sondern auch die Highlights samt Zeit-Stempel zum Nachschauen zusammengestellt. Viel Spaß beim Anschauen und Nachlesen!

Zucker macht dick, Zucker ist böse, Zucker ist verantwortlich für viele, wenn nicht alle Ernährungs-Probleme in der zivilisierten Welt.

Darüber sind sich die meisten einig, ob Paleo-Anhänger oder nicht.

Warum greifen wir dann trotzdem immer wieder nach Cola, gezuckerten Softdrinks, O-Saft, Honig (natürlich Bio!), sagen bei Kuchen nicht nein und lassen den Zucker über nahezu alle Lebensmittel in uns hinein?

Professor Robert H. Lustig (der heißt wirklich so) ist Kinderarzt an der Universität von San Francisco. Dort beschäftigt er sich mit Neuroendokrinologie, also der Lehre von der Verknüpfung zwischen Hormonen und dem Nervensystem. Das ist eine sehr trockene Definition für das, was er wirklich tut: Er hilft krankhaft dicken Kindern, wieder schlank und gesund zu werden.

Teil seiner Arbeit ist die Aufklärung: Warum wird die Menschheit immer dicker? Lustig spricht hier von der „Obesity Epidemic“, der Epidemie der Übergewichtigen, mit üblen Folgen: Diabetes vom Typ 2, Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, Leberschäden und so weiter. Ist es die Gier nach mehr Essen? Oder sind wir nur zu faul, uns zu bewegen? Oder ist es was anderes?

Lustig hat den Übeltäter gefunden: Zucker.

In seinem Vortrag Sugar: The Bitter Truth („Zucker, die bittere Wahrheit“) erzählt Prof. Lustig die Geschichte vom Zucker auf wissenschaftliche, fesselnde und humorvolle (nomen est omen) Art: Wie der Zucker-Konsum in der westlichen Welt sich seit Anfang des Jahrhunderts nahezu verfünffacht hat, wie die Menschheit jedes Jahr dicker wird, wie „High Fructose Corn Syrup“ ihren Siegeszug in Amerikanischen Supermärkten antrat, was die Coca-Cola-Verschwörung ist, wie in den siebziger Jahren systematisch Fett verteufelt und durch Zucker ersetzt wurde, warum Zucker in Wahrheit ein Gift ist und wieso eine Dose Cola und eine Dose Bier aus Sicht der Leber den gleichen Schaden anrichten.

Hier ist das Video, 90 spannende und unterhaltsame Minuten lang:

(Du siehst kein Video? Hier das gleiche Video auf YouTube.)

Da englische Fachvorträge nicht jedermanns Sache sind, hab’ ich hier für Euch die Highlights zusammengefasst, mit Zeitangaben zum Hineinspringen (Vorsicht: Spoiler!):

  • (00:00:00) Lustig fängt mit der Atkins- und der Japan-Diät an: Beide eliminieren den Zucker. Dann kommt Statistik: Wir alle wiegen durchschnittlich 25 Pfund mehr als vor 25 Jahren. Anders gesagt: Die Menschheit nimmt jedes Jahr im Schnitt einen Pfund zu.
  • (00:03:35) Die Lustig’sche Interpretation von Thermodynamik: Aus Kalorien rein – Kalorien raus wird: Wenn der Körper Kalorien speichern will, und er welche davon verbrennen muss, dann muss er halt mehr essen. Das entlastet die Übergewichtigen vom ewigen Vorwurf, sie wären doch nur gierig und faul, sondern hebt hervor, dass Übergewichtige eher die Opfer sind: Das Kalorien-Gesetz arbeitet gegen sie. Mehr Statistiken: 10-jährige essen heute 275 Kalorien mehr am Tag als vorher und es gibt jetzt eine neue Epidemie übergewichtiger 6-Monate alter Babys. Warum? Hat der Körper nicht ein Hunger/Satt-System? Warum funktioniert es nicht mehr?
  • (00:08:55) Wo kommen die 275 extra Kalorien pro Tag her? Nicht vom Fett, das belegen Statistiken. Sondern von Kohlenhydraten: Seit 1982 wird in den USA (und dann in der restlichen Welt) Fett verteufelt und stattdessen Kohlenhydrate empfohlen. Und genau das haben wir getan: Fett raus, Kohlenhydrate rein. Woher kommen die Extra-Kohlenhydrate? Aus Getränken!
  • (00:10:50) Die Coca-Cola-Verschwörung: Was ist in Cola drin? Coffein, das wirkt harntreibend. Was noch? Zucker! Warum? Um die Natrium-Salze zu kaschieren, die in der Cola drin sind: Cola ist salzig! 55mg Natrium pro Dose, soviel Salz wie in einer Pizza. Doch dank Zucker kriegt man nicht mit, wie viel Salz man eigentlich trinkt, während man dank Coffein auf’s Klo rennt. Jede Cola macht durstiger als zuvor! Dazu historische Colaflaschen-Größen und um wieviel Pfund man pro Jahr dicker wird, wenn man täglich eine Flasche trinkt.
  • (00:14:00) Sind Softdrinks wirklich schuld? Hängt natürlich davon ab, wen man fragt, die Softdrink-Industrie oder die Wissenschaft doch die Beweislage ist eindeutig zu Ungunsten der Softdrinks. Auch die Gegenprobe klappt: Baut man Getränkeautomaten an Schulen ab, werden deren Kinder weniger dick! Und: Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Softdrink-Konsum und Diabetes Typ-2.
  • (00:16:30) Was ist also drin in Softdrinks? „High Fructose Corn Syrup“ (Auf Deutsch: Maissirup mit hohem Fruktose-Anteil). Jeder Amerikaner verschlingt davon 63 Pfund pro Person und Jahr. Chemisch gesehen ist das das gleiche wie weisser Zucker, denn auch der besteht zu etwa gleichen Anteilen aus Glucose und Fructose. Maissirup und Zucker sind also chemisch gleich aufgebaut, gleich schlecht, gleich böse, gleich giftig. Es geht hier nicht um Kalorien, es geht um Gift
  • (00:21:50) Wir konzentrieren uns auf Fructose und lernen, dass der Mensch vor hundert Jahren nur etwa 15g davon pro Tag konsumiert hat und der Durchschnitts-Amerikaner heute bei 72g Fructose angekommen ist: Fünf mal mehr Zucker pro Kopf als vor 100 Jahren. Das sind etwa 12% aller aufgenommenen Kalorien. Woher der gesteigerte Konsum? Es gab einen „Perfect Storm“ aus drei Zutaten:
    • Politik: Richard Nixon kämpfte gegen instabile Essenspreise und verordnete daher seinem Staat aus wahlkampftaktischen Gründen ein Ende allen Hungerns.
    • In Japan wird High Fructose Corn Syrup (HFCS) erfunden: Süß wie Zucker aber nur halb so teuer. Und so verdrängt es den Zucker schnell vom Markt, doch „verdrängt“ ist das falsche Wort: Der Zuckerkonsum insgesamt steigt. HFCS ist zwar chemisch gleichzusetzen mit Zucker, doch die Bosheit liegt hier darin, dass es so billig ist: HFCS ist in Amerika buchstäblich überall drin. Von 32 Supermarkt-Broten fand ein Leser Lustigs nur eine Sorte, die kein HFCS enthielt. Ach ja, Fruchtsäfte fehlen noch in der Statistik, also ist der Zuckerkonsum noch mehr gestiegen, als zunächst angenommen und schuld daran ist u.a. WIC. Das steht für „Women, Infants and Children“, ein staatlich gefördertes Ernährungsprogramm für die gleichnamige Zielgruppe. Wir ahnen es schon: Studien belegen, daß auch gesteigerter Konsum von Fruchtsäften mit einem erhöhten Risiko von Typ-2-Diabetes verknüpft ist.
    • Der Krieg gegen Fett: Die Wissenschaft entdeckt das Cholesterin und Fett wird verteufelt. Das schauen wir uns besser genauer an.
  • (00:31:30) Zwei Bücher machen in den 70er Jahren die Runde: Pure, White and Deadly: How Sugar Is Killing Us and What We Can Do to Stop It* von John S. Yudkin, ein geradezu prophetisches Buch über die Gefahren des Zuckers, und die Seven Countries Studie: Ein statistischer Vergleich von Nahrungsgewohnheiten in sieben Ländern, bei dem der Autor einen Zusammenhang zwischen Fettkonsum und Gefäßerkrankungen gefunden hat. Aber: Fettreich essende Länder sind auch Zucker-Länder (Donuts, anyone?) und das hat der Autor der Studie offenbar nicht so genau gesehen… Also schauen wir uns das mit dem Fett lieber genauer an:
  • (00:36:27) LDL („Low-Density Lipoprotein“) ist ein Fetttransporter im Blut und daher im Fokus vieler Blutuntersuchungen. Zwei Varianten von LDL sind besonders interessant: „Pattern A“ sind große, „fluffige“ Partikel, die harmlos im Blut rumschwimmen, während „Pattern B“ LDL-Partikel klein, dicht und böse sind und Ablagerungen in den Arterien begünstigen. Letztere kann man aber schlecht bestimmen, also mißt man indirekt, in dem man das Verhältnis von HDL (das „gute Cholesterin“) zu Triglyzeriden bestimmt: Ist der HDL-Anteil im Blut hoch und die Triglyzeride niedrig, dann ist alles in Ordnung, ist aber umgekehrt der HDL-Anteil niedrig und die Triglyzeride erhöht, läßt das auf einen hohen Anteil von „Pattern B“ LDL schließen und es besteht statistisch gesehen eine erhöhte Gefahr, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Und siehe da: Hoher Fettkonsum fördert „Pattern A“, ist also gut für’s Blut und hoher Kohlenhydrat-Konsum fördert „Pattern B“, ist also schlecht für die Blutwerte. Um diese Details hat man sich aber in den 70ern wenig gekümmert, sondern kurzerhand den Trugschluß verbreitet: Wenn Fettkonsum das LDL fördert (jedoch nicht alles LDL) und LDL mit Herz-Kreislauf-Krankheiten zusammenhängt (ebenfalls nicht alles LDL), dann bedeutet weniger Fett auch weniger Herz-Kreislauf-Krankheiten. Abgesehen davon, daß beide LDLs in einen Topf geworfen wurden rein logisch gesehen schon Unsinn: Wenn A zu B führt und B zu C heisst das eben noch lange nicht, dass Nicht-A zu Nicht-C führt!
  • (00:38:58) Was hat das jetzt mit Zucker zu tun? Wenn man Fett aus dem Essen wegnimmt, schmeckt es pappig. Also muss man das kompensieren, indem man Zucker zugibt, so einfach ist das. Genau das ist seit den 70ern weltweit in der Lebensindustrie geschehen und kann an jeder Fertigpackung auf der Zutatenliste beobachtet werden: Zucker ist überall drin
  • (00:40:55) Was hat die Lebensmittelindustrie sonst noch seit den 70ern gemacht? Ballaststoffe reduziert. Der Urmensch aß täglich 100-300g Ballaststoffe, der Durchschnitts-Amerikaner ißt nur noch 12. Warum? Ballaststoffe brauchen zu lange zum Kochen, zu lange zum Essen und werden schnell schlecht. Und so erklärt sich Fast-Food: Fast-Food ist Ballaststoff-loses Food. Nebenbei hat die Industrie auch noch Trans-Fette eingeführt, die ein eigenes Problem für sich darstellen, aber zum Glück als solches bereits erkannt und inzwischen wieder eingedämmt sind.
  • (00:42:10) Wir kommen jetzt zur Biochemie: Fructose und Glucose sind zwar beides Zuckersorten, aber chemisch sehr unterschiedlich: Fructose bräunt sieben mal schneller als Glucose, was in der Küche vielleicht praktisch ist, aber leider auch in den Arterien passiert und dort will man diese Reaktion wirklich nicht haben. Fructose hemmt das Hormon Leptin, das normalerweise Teil des Sättigungsgefühls beim Essen ausmacht und tatsächlich sagt sie Statistik: Kinder, die Fructose essen, essen insgesamt mehr. Ausserdem führt Fructose nicht zur Ausschüttung von Insulin, das Gehirn bekommt also gar nicht mit, dass es Zucker gegessen hat und kann daher keine weiteren Sättigungssignale daraus ableiten. Schließlich wird Fructose im Körper ganz anders verarbeitet als Glucose, doch das kriegen wir später noch genauer serviert.
  • (00:44:30) Wir kommen zum Metabolischen Syndrom, je nach Definition der Oberbegriff für die 5 wichtigsten Zivilisations-Krankheiten: Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2, verändertes Blutfettbild, Bluthochdruck und Herz/Kreislauferkrankungen. Lustig wird zeigen, wie Zucker alle fünf dieser Faktoren verursacht.
  • (00:45:03) Biochemie in der Leber, Teil 1: Was passiert, wenn wir 120 Kalorien in Form von Stärke oder Glucose essen? Das entspricht etwa 2 Scheiben Toast (und wir hacken heute ausnahmsweise nicht auf Getreide und Gluten herum). Stärke wird im Körper zu Glucose und das ist ein Universalbrennstoff des Lebens, also kann es auch vom ganzen Körper verwertet werden. Daher gelangt duchschnittlich nur etwa 20% der Gesamtkalorien in die Leber, das sind 24. Der Rest wird von Muskeln und anderen Organen einfach verbrannt. Die Verarbeitung von Glucose in der Leber ist ein ganz normaler Prozess, dort wird Glucose über Umwege in Glykogen umgewandelt und in der Leber als Energiereserve gespeichert. Isst man sehr viel Kohlenhydrate (etwa dank der Nudel-Diät), dann wird überschüssige Glucose zu Fett verarbeitet, das die Leber als vLDL verläßt und im Körper (vornehmlich im Bauch) angelagert wird. Bei zwei Toasts ist das nicht dramatisch, hier trifft dieses Schicksal etwa eine der 24 Kalorien.
  • (00:50:57) Biochemie in der Leber, Teil 2: Ethanol, also der ganz normale Alkohol ist auch ein Kohlenhydrat und hat einen Haufen akuter Nebenwirkungen. 10 Stück davon zählt Lustig auf, von denen keine auf Fruktose zutrifft. Die akuten Wirkungen von Alkohol auf das Gehirn sind jedoch so schädlich, dass Alkohol in den meisten Staaten streng kontrolliert wird. Schauen wir uns mal an, was 120 Kalorien in Form von Alkohol in der Leber anrichten, das ist etwa ein Glas Whisky der Marke Maker’s Mark. Auch hier kann der Körper einen Teil des Alkohols verarbeiten, neben Gehirn (Prost!) auch der Darm und die Nieren, so daß von den ursprünglich 120 Kalorien etwa 80%, also 96 in der Leber landen. Das sind vier mal so viele Kalorien in der Leber wie bei Glucose! Hier ist die Verarbeitung auch noch ganz anders als bei der Glucose, weil Alkohol ja giftig ist. Jetzt wird er zu Aldehyden verarbeitet, das klingt nicht nur schädlich, ist auch so, denn das führt im Übermaß zur Leberzirrhose. Über Umwege werden die meisten Alkohol-Kalorien dann zu Fett abgebaut, das als vLDL die Leber verläßt und nicht nur die Blutwerte belastet, sondern auch die Muskeln, die bei übermäßiger Verfettung ihre Insulin-Empfindlichkeit verlieren und so den Körper noch anfälliger für Übergewicht machen. Nicht zu vergessen die Fett-Tröpfchen, die es nicht mehr aus der Leber heraus schaffen und bei Alkoholikern zur Fettleber führen.
  • (00:56:24) Biochemie in der Leber, Teil 3: Wir schauen uns an, was 120 Kalorien Zucker im Körper so machen. Das ist ein Glas O-Saft. Zucker besteht zur Hälfte aus Glucose und zur anderen Hälfte aus Fructose. Die Glucose im Zucker geht also den gleichen Weg wie die Stärke im Weissbrot: 80% von 60 Kalorien werden im Körper verwertet, 20% davon, also 12 Kalorien landen in der Leber und werden wie oben beschrieben verarbeitet. Kein Problem. Die 60 Kalorien von der Fructose jedoch landen alle in der Leber. Wie heisst etwas, was nur von der Leber verarbeitet werden kann und dabei Probleme macht? Ein Gift. Und das wirkt wie folgt: Fructose gelangt in die Leber und löst kein Insulin aus: Das Hirn erhält kein Feedback, dass es gerade 60 Fructose-Kalorien bekommen hat und ißt munter weiter. Die Weiterverarbeitung von Fructose in der Leber verbraucht Phosphate, so daß vermehrt Harnsäure gebildet wird, die der Körper nur schwer ausscheiden kann. Wenn der Körper auf Dauer zu viel Harnsäure produziert und diese nicht ausscheidet, entsteht Gicht. Harnsäure bewirkt aber auch noch was anderes: Sie hemmt die Bildung von Stickstoffmonoxyd in den Blutgefäßen. Dadurch werden diese weniger flexibel und das erhöht den Blutdruck: Hoher Fructose-Konsum erhöht also den Blutdruck, senkt man den Harnsäurespiegel, dann sinkt auch der Blutdruck. Dazu gibt’s von Lustig auch passende Statistiken. Ansonsten wird die Fructose von der Leber als Fett entsorgt, doch hier haben wir es mit 12 + 60 = 72 Kalorien im Vergleich zum Weißbrot zu tun, also drei mal mehr Kalorien-Belastung in der Leber als beim Weissbrot und fast soviel wie bei Alkohol. Was auffällt: Der Fructose-Abbau in der Leber unterscheidet sich kaum vom Alkohol-Abbau!
  • (01:01:15) Kleine Exkursion in die Welt der Sport-Drinks: Gatorade wurde 1967 patentiert, schmeckte aber scheußlich. Das Patent wurde von PepsiCo gekauft und mit Zucker gemischt, um es besser trinkbar zu machen. Ein Gutes hat Fruktose: Es beschleunigt die Aufnahme von Glykogen bei Athleten. Doch: Welche Gatorade-Trinker sind wirklich Hochleistungssportler?
  • (01:03:28) Fazit des Fructose-Abbaus in der Leber: Fructose macht viel Fett, das lagert sich in der Leber an, und führt bei hohem Konsum zur Nicht-Alkoholischen Fettleber. Dazu fördert Fructose Insulinresistenz in der Leber, so daß das Gehirn glaubt, es hätte gar nicht so viel gegessen, sondern denkt, der Körper verhungert und dadurch mehr Hungergefühle erzeugt: Fructose macht Fett und hungrig. Das Zusammenspiel zwischen Leber, Muskeln, Insulin, Gehirn usw. gibt’s noch als knackiges Beziehungs-Schaubild.
  • (01:08:46) Wir fassen zusammen: Fructose fördert Übergewicht, Insulin-Resistenz, Diabetes Typ 2, Lipid-Probleme, Bluthochdruck und Fettleber: Sieht ganz nach Metabolischem Syndrom aus. Jetzt kommt eine Tabelle mit 12 Langzeit-Schäden, die durch Alkohol verursacht werden und siehe da: 8 von 12 typischen Alkohol-Schäden können auch durch erhöhten Fructose-Konsum zustande kommen. Schliesslich wird Fructose auch genauso in der Leber abgebaut, wie Alkohol, und beides kommt aus derselben Quelle.
  • (01:09:40) Wie kommen wir aus der Misere heraus? Hier kommt, was Prof. Lustig seinen übergewichtigen Patienten verordnet:

    • Alle Zucker aus dem Haushalt eliminieren. Nur Wasser und Milch sind als Getränke erlaubt.
    • Wenn Kohlenhydrate gegessen werden, dann immer mit Ballaststoffen kombiniert.
    • Bevor man sich Nachschlag holt, soll man 20 Minuten warten.
    • Bildschirm-Zeit muss 1:1 mit Bewegungs-Zeit erkauft werden: 1 Stunde Fernsehen heißt, vorher 1 Stunde draußen spielen.

    Das funktioniert prima, doch Prof. Lustig wäre nicht Prof., wenn er nicht eine Multi-Faktor statistische Analyse seiner Methode machen würde: Welche der vier Regeln behindert sein Programm am meisten, wenn man sie weg läßt? Tatsächlich ist es Regel #1: kein Zucker, die die größte Auswirkung auf den Therapie-Erfolg hat.

  • (01:11:14) Warum funktioniert die Lustig-Therapie?

    • Das mit dem Zucker hatten wir ja schon.
    • Das mit dem Nachschlag ist auch klar: 20 Minuten und der Körper kriegt mit, dass er eigentlich schon satt ist.
    • Was ist mit Bewegung? Doch nicht wegen der Kalorienverbrennung: 20 Minuten Jogging machen gerade einen Chocolate-Chip-Cookie aus! Kalorien zu verbrennen ist der dümmste Grund für’s Jogging! Bewegung bewirkt drei ganz andere Dinge: Sie erhöht die Insulin-Empfindlichkeit der Muskeln, daher gelangen weniger Kalorien in die Leber und diese hat dann weniger Kalorien, die in Fett verwandelt werden. Als zweites reduziert Bewegung Streß, und Streß ist ein wichtiger Faktor beim Übergewicht. Zu guter Letzt beschleunigt Bewegung die Stoffwechselprozesse in der Leber: Mehr Kalorien werden dort verbrannt, anstatt sie zu Fett zu verwandeln.
    • Ballaststoffe: „Als Gott den Zucker erfand, verpackte er ihn in seinem Gegengift.“ Ballaststoffe sind aus drei Gründen toll: Zuerst reduzieren sie die Aufnahme von Kohlenhydraten schon im Darm. Stattdessen dürfen Bakterien sich dran laben: Entweder man wird Fett oder man F… Als Zweites fördern Ballaststoffe die Passage durch den Darm: Man wird früher satt. Und zu guter Letzt hemmen Ballaststoffe die Absorption von Fettsäuren im Darm, diese werden von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren verarbeitet und die fördern die Insulin-Empfindlichkeit. Daher: Früchte sind ok, weil dort der Zucker gleich mit Gegenmittel geliefert wird. Zucker ohne ausreichend Ballaststoffe ist das Problem!
  • (01:15:17) Jetzt kommt’s: Prof. Lustig empfiehlt die Paleo-Diät! Yay! Die Paleo-Diät würde in einer Woche Diabetes vom Typ 2 kurieren, weil man dabei viel Ballaststoffe und keinen Zucker ist. Leider verwechselt er Paleo ein wenig mit Rohkost, aber darüber wollen wir wohlwollend hinwegsehen :).
  • (01:16:05) Zum Schluß noch Spaß mit Politik: Die sieben Lebensmittel bei McDonalds, die kein High-Fructose Corn Syrup haben: Pommes, Hash Browns, Chicken McNuggets (Aber: Wer isst schon Chicken McNuggets ohne die Soße? Und die ist voll davon…), Würstchen, Diet Coke, Kaffee (ohne Zucker), Eistee (ohne Zucker). Nochmal Gatorade: Die greift jetzt als Gatorade A.M. den Frühstücksstatus von Orangensaft an. Sicher nur Hochleistungssportler, die das trinken, oder? Seine Tochter brachte mal Schoko-Milch aus der Schule, die gut gezuckert war. Das Ernährungsministerium: „Irgendwie müssen wir ja die Kinder dazu kriegen, ihre Milch zu trinken!“. Nochmal WIC. Und jetzt die Babys: „Isomil“ besteht zu 43.3% aus festem Maissirup und 10% Zucker. Studien: Je mehr Zucker das Kind im Mutterleib oder als Baby genossen hat, desto höher die Chance, dass es später übergewichtig wird.
  • (01:20:05) Was ist der Unterschied zwischen einer Dose Cola und einer Dose Bier? Beide haben 150 Kalorien, beide werden von der Leber gleich verarbeitet, beide schädigen die Leber auf die gleiche Art. Fruchtzucker ist Alkohol, aber ohne die Dröhnung
  • (01:21:40) Fazit: Fructose ist ein Kohlenhydrat, ja, aber Fructose wird eher wie Fett verarbeitet. Jede Low-Fat-Diät, die Fett durch Zucker ersetzt ist in Wirklichkeit eine High-Fat-Diät, was die Wirkung angeht. Die Politik (in den USA) hat keine Motivation, daran was zu ändern, weil Nahrungsmittel eine der wenigen Exportgüter sind, die den USA noch geblieben sind. Dementsprechend gehört die Nahrungs-Pyramide dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium: Der Bock wird hier zum Gärtner!
  • (01:25:55) Zusammenfassung: Fructose-Konsum dramatisch gestiegen, eine Kalorie ist nicht eine Kalorie. Fructose ist auch ein Kohlenhydrat, doch man ist, was man aus seinem Essen macht. Der Metabolismus von Weissbrot/Alkohol/Zucker in der Leber wurde erklärt. Zur Kontrolle: Fructose-Konsum behindert erfolgreich auch die Therapie von Übergewichtigen. Fructose ist ein chronisches Gift für die Leber, so giftig wie Alkohol, aber leider nicht reguliert. Danksagungen an alle Kollegen, die bei den zahlreichen Daten mitgeholfen haben.

Wow, das war ein langer Vortrag! Klingt fanatisch, doch Prof. Lustigs Leidenschaft beim Vortragen ist durch nichts zu ersetzen: Also trotzdem anschauen, auch wenn Ihr nur die „Zusammenfassung“ gelesen habt.

Keine Panik: Die Dosis macht das Gift und Ihr kennt jetzt das Gegenmittel: Früchte haben Ballaststoffe, um uns vor den Nebenwirkungen ihrer Süße zu schützen. Also beißt rein in den Apfel, aber lasst den weißen Zucker und vor allem die Softdrinks lieber weg…

Vielen Dank an Christian Heinrich vom letzten Artikel, der mich auf dieses Video aufmerksam gemacht hat!


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Von Constantin Gonzalez am 22.08.2011, aktualisiert: 16.09.2017 in Grundlagen.


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