Paleosophie | Tipps und Hintergründe für den zivilisierten Urmenschen | von Constantin Gonzalez

Sommer, Sonne, Sonnenschutz: Vitamin D ohne Hautkrebs dank natürlicher Sommerhaut

Sonne auf einem Strand

Der Sommer ist da und Deutschland greift zur Sonnencreme. Denn seit Jahrzehnten warnen Ärzte vor Hautkrebs durch zu viel Sonne. Die Schattenseite ist Vitamin-D-Mangel, der Herzkrankheiten, Immunschwäche, Nerven- und Hirnstörungen, sogar Krebs begünstigt.

Eine genauere Betrachtung zeigt, dass Sonne mehr gute als schlechte Seiten hat, vor allem wenn man sich richtig schützt: Ohne Sonnencreme. Denn Sonnencremes schützen nur unvollständig, stressen die Haut und können hormonelle Gleichgewichte stören.

Der beste Sonnenschutz kommt von innen: Der richtige Umgang mit der Sonne, unterstützt durch die Paleo-Ernährung hilft dem Körper, einen natürlichen Sonnenschutz aufzubauen, der besser ist als jede Sonnencreme und dabei wichtige Körperfunktionen unterstützt: Die Sommerhaut.

Welche Gefahren birgt Sonne wirklich? Warum ist Sonnencreme keine gute Lösung? Was steckt hinter der „Sommerhaut“? Wie funktioniert sie und wie kannst Du Deine Haut für den Sommer richtig vorbereiten?

Dieser Artikel ist ein wenig länger geworden, also gibt es ein Inhaltsverzeichnis:

Inhalt

„Sonnenbrände sind Gift für die Haut“

Mit dieser Schlagzeile warnten vor kurzem Hautärzte in einem Elternbrief zu Beginn der Ferienzeit vor „irreparablen Hautschäden durch Sonnenstrahlen“ und mahnten einen „vernünftigen Umgang mit der Sonne“ an.

Hintergrund ist die Beobachtung, dass ein hohes Maß an Sonnenstrahlung, häufige Sonnenbrände, vor allem in der Kindheit, in Zusammenhang mit der Entstehung von Hautkrebs, insbesondere dem gefürchteten „schwarzen Hautkrebs“ (malignes Melanom) steht.

Sonne liefert mehr als nur das „Sonnenvitamin“ D

Auf der anderen Seite gäbe es ohne Sonne auf der Erde kein Leben: Nicht nur Pflanzen nutzen Sonnenenergie zur Energie-Gewinnung, sondern auch Einzeller, Tiere und Menschen brauchen direkte Sonneneinstrahlung, um zu Leben:

  • Sonnenlicht ist ein wichtiger Taktgeber für Hormone: Morgens wachen wir auf, weil die Sonne scheint. Gerade der strahlend blaue Himmel wird von speziellen Zellen in der Netzhaut als Signal für die Hemmung des „Schlaf-Hormons“ Melatonin und für die Produktion von Cortisol, dem „Wach-Hormon“ benutzt. Ohne Sonnenlicht bleiben wir müde und abgeschlagen [1].
  • Sonnenlicht wird von der Haut aufgenommen, um Vitamin D zu erzeugen, das „Sonnenvitamin“. Dieses Vitamin (das eigentlich ein Hormon ist) wird schon seit über 500 Millionen von Jahren in Lebewesen produziert. Beim Menschen spielt es in fast jedem größeren System eine wichtige Rolle: Vom Nervensystem über das Immunsystem, die Muskeln bis zu den Knochen ist es eine unentbehrliche Komponente zentraler Stoffwechsel-Prozesse. Umgekehrt ist die Liste der Symptome, die auf Vitamin-D-Mangel zurückgeführt werden können lang: Schizophrenie, Depression, erhöhtes Infektionsrisiko, Asthma, Übergewicht, Auto-Immunkrankheiten, Diabetes, Muskelschwäche, Knochenwuchs-Störungen, Osteoporose und Krebs. Ohne Vitamin D geht fast gar nichts [2].
  • Besonders interessant: Vitamin D spielt nicht nur eine wichtige Rolle beim Schutz vor Krebs allgemein, sondern es schützt insbesondere auch vor Hautkrebs [3].
  • Bei der Herstellung von Vitamin D in der Haut wird ein Cholesterin als Rohstoff genommen: Cholesterin + Sonne = Vitamin D. Das bedeutet auch: Sonnenlicht senkt den Cholesterin-Spiegel, in dem es buchstäblich das Cholesterin „wegsonnt“. Das kann man im Blut messen, denn im Winter steigt regelmäßig beim Menschen der Cholesterinspiegel an [4].
  • Erst seit kurzem weiß man, dass Sonnenlicht auch den Blutdruck senkt: Durch Sonneneinstrahlung wird Stickstoffmonoxyd aus Reserven in der Haut freigesetzt, das die Blutgefäße weitet und dadurch den Blutdruck senkt [5].

Hier ist ein faszinierender 12-Minuten-Vortrag des Dermatologen Dr. Richard Weller der den Zusammenhang zwischen Sonne und Blutdruck erklärt:

Die Sonne hat also auch ihre guten Seiten, und davon nicht zu knapp.

Wer gewinnt denn jetzt? Was ist wichtiger: Hautkrebs vermeiden oder die Vorteile der Sonne genießen?

Hautkrebs vs. Vitamin D

Wie hoch ist eigentlich das Risiko, am gefürchteten schwarzen Hautkrebs zu sterben genau?

Im Jahr 2012 hat das Robert Koch Institut Daten über die Erkrankungsraten zum Malignen Melanom der Haut veröffentlicht: Im Jahr 2010 starben 1568 Männer und 1143 Frauen (insgesamt also 2711 Menschen) in Deutschland an den Folgen des schwarzen Hautkrebses.

Dem gegenüber schätzen Wissenschaftler, dass von 605.000 Todesfällen pro Jahr, die auf Vitamin-D-sensitive Krankheiten zurück geführt werden können (dazu gehören z.B. Herz- und Kreislauf-Krankheiten, Schlaganfall, Krebs, Diabetes, Infektionen der unteren Atemwege) im Schnitt etwa 19% durch eine Verdopplung des Vitamin-D-Spiegels im Blut verhindert werden könnten [2][6].

Das heißt: ca. 112.000 Todesfälle pro Jahr könnten in Deutschland verhindert werden, wenn der Vitamin-D-Pegel verdoppelt werden würde. Und andere Vorteile von Sonnenlicht, wie z. B. die Wellersche Blutdruck-Theorie sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt.

2711 Hautkrebs-Tote vs. 112.000 Vitamin-D-Mangel-Tote?

Es ist sicher schwierig, diese Zahlen direkt miteinander zu vergleichen, schließlich sollte man bei Korrelations-Studien vorsichtig sein. Doch hier sieht man zumindest, dass zwischen potenziellen Gefahren und Nutzen von Sonnenlicht für den Menschen Welten liegen können.

Das zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Studie an 29518 schwedischen Frauen, die über einen Zeitraum von 20 Jahren beobachtet wurden. Ergebnis: Je mehr diese Frauen der Sonne ausgesetzt waren, umso niedriger war ihre Sterberate. Dabei war die Sterberate bei den sonnenscheuen Schwedinnen doppelt so hoch wie bei der sonnenhungrigen Gruppe [7].

Nochmal: Die sonnenscheuen Studien-Teilnehmerinnen hatten ein doppelt so hohes Sterberisiko als die sonnenhungrigen Teilnehmerinnen. 100%.

Sonne hat also klare Vorteile, zumal man sich auch sinnvoll gegen zu viel Sonne schützen kann und sollte. Doch bitte nicht mit Sonnencreme:

Sonnencremes sind keine Lösung

Bundesbürger cremen sich im Sommer fleißig ein: Laut Umsatz mit Sonnenschutzmitteln in Deutschland von März 2011 bis März 2012 nach Vertriebskanälen (in Tausend Euro) (Quelle: Statista) gaben die Deutschen zwischen März 2011 und März 2012 ca. 18,4 Millionen Euro für Sonnencremes und Aprés-Sun-Produkte aus.

Dabei schützen Sonnencremes nur selten sinnvoll:

  • Falsche Anwendung: Bei der Berechnung des Lichtschutzfaktors (LSF) einer Sonnencreme geht die Norm davon aus, dass 2 mg Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut aufgetragen werden. Untersuchungen an Urlaubern zeigen jedoch, dass in der Praxis weniger als die Hälfte dieser Menge aufgetragen werden, was einer Reduktion des Lichtschutzfaktors auf nur ein Fünftel entspricht [8].
  • Vorgetäuschter Schutz: Einige Sonnenschutzmittel enthalten entzündungshemmende Substanzen, die die Entstehung von Sonnenbrand verhindern sollen. Dabei verhindern sie aber nur die Reaktion auf die Sonneneinstrahlung, nicht den Schaden der durch übermäßige Sonne entsteht. Da der LSF-Test die Zeit bis zum Sonnenbrand misst, wird hierdurch ein Lichtschutz vorgetäuscht, der faktisch nicht existiert. Von den 21 in Europa zugelassenen Sonnenschutzfiltern entfalten 13 eine solche entzündungshemmende (und daher nur einen Schutz vortäuschende) Wirkung [9].
  • Unvollständiger Schutz: Der UV-Anteil des Sonnenlichtes besteht aus mehreren Frequenzen, die in UVA, UVB und UVC unterteilt werden. Diese Strahlen haben unterschiedliche Effekte auf die Haut: Während UVB zum größten Teil für Sonnenbrand verantwortlich ist, gilt UVA als der größere Verursacher von Hautkrebs. UVC wird zum größten Teil durch die Atmosphäre abgeschirmt. Nicht immer schützt eine Sonnencreme gegen Strahlung aller Bänder gleich gut: Speziell ältere Produkte schirmen nur den UVB-Anteil ab und lassen große Mengen des UVA-Anteils durch: Solche Cremes schützen zwar vor Sonnenbrand, aber nicht vor Hautschäden [10][11].
  • Trotzdem freie Radikale: Ein Teil der Schäden von übermäßigem Sonnenlicht ist auf die Bildung freier Radikale in der Haut zurückzuführen. Diese werden jedoch nicht nur von UV-Licht gebildet, sondern auch von anderen Komponenten wie z.B. sichtbares Licht oder Infrarotlicht [12]. Gegen diese Radikalbildung bietet Sonnencreme keinen Schutz.
  • Mehr freie Radikale: Auch durch die Einwirkung von UV-Licht auf die Sonnencreme selbst entsteht ein gewisser Prozentsatz von freien Radikalen, die die Haut schädigen können [13].
  • Auswirkungen auf den Stoffwechsel: Viele Substanzen aus Sonnencremes dringen in die Haut ein und lösen dort chemische Vorgänge aus, die entweder die Haut direkt oder den gesamten Organismus beeinflussen. Es ist z.B. bekannt, dass u.a. Parabene, die als Konservierungsstoffe eingesetzt werden im Körper die Synthese von Vitamin D3 verhindern und den Sexualhormon-Haushalt stören können, weil sie ähnlich wie Östrogen wirken können [14][15].

Zusammengefasst heißt das: Sonnencremes sind kein Allheilmittel. Schon gar nicht in der bedenkenlosen „einschmieren und braten“-Form, die wir so häufig im Urlaub sehen. Sonnencremes schützen nicht so gut vor Sonne, wie der aufgedruckte Lichtschutzfaktor suggeriert, sie verbergen Schäden indem sie Hautreaktionen unterdrücken, und können negative Effekte durch freie Radikale oder hormonelle Einflüsse mit sich bringen.

Dabei gibt es doch einen viel besseren Schutz vor Sonne: Die eigene Haut!

Der beste Hautschutz kommt von innen

Dass das UV-Licht der Sonne nicht nur nützlich ist, sondern auch Schäden verursachen kann, weiß die Natur schon längst und sie hat daher im Laufe der Evolution wirksame Schutzmechanismen entwickelt. Vor allem beim Menschen, der kein Fell hat, das die Haut vor Sonneneinstrahlung schützt, sind diese Schutzmechanismen sehr weit entwickelt. Dazu gehören:

  • Schweiß: Das Sonnenlicht wird teilweise vom Schweiß reflektiert. Mit dem Schweiß sondern wir auch Urocaninsäure aus, die UV-Strahlung absorbieren kann. Allein der Schweiß bildet also einen natürlichen Sonnenschutz [16].
  • Lichtschwiele: Als Reaktion auf verstärkte Sonneneinstrahlung beschleunigt die Haut ihre Zellteilung und bildet mehr Zellen, die auf die Hautoberfläche hoch wandern und dort die Hornhaut verstärken. Diese Hornzellen-Schicht ist verstärkt in der Lage, UV-Licht zu absorbieren. Der Körper entwickelt also buchstäblich eine dickere Haut gegen Sonnenlicht [2].
  • DNS: Bei der Bildung dieser Hornzellen (Korneozyten) aus hornbildenden Zellen (Keratinozyten) stoßen erstere ihren Zellkern ab. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Hornzellen sind tote Zellen und können daher nicht mehr zu Krebszellen entarten. Zellkerne ohne Zellen „drum herum“ können sich ebenfalls nicht mehr teilen. Sie können aber UV-Licht absorbieren und in Wärme umwandeln [2].
  • Melanin: Sog. Melanozyten stellen den Hautfarbstoff Melanin her, der sich um die Zellkerne der Hautzellen anlagert. Melanin kann das Sonnenlicht zu einem sehr hohen Prozentsatz einfach in Wärme umwandeln, so dass der darunter liegende Zellkern geschützt wird: Die Haut fährt ihre Schutzschilde hoch und wird braun. Dieser Schutzmechanismus passt sich nicht nur mit den Jahreszeiten an, sondern ist auch evolutionär abhängig vom Breitengrad: Je mehr Sonne durchschnittlich pro Jahr auf ein Land fällt, umso dunkler ist die genetisch bedingte Hautfarbe der natürlichen Einwohner. Melanin hat daher eindeutig eine Sonnenlicht-regulierende Funktion im menschlichen Organismus [17].
  • DNA-Reparatur und Apoptose: Das menschliche Genom verfügt über mehr als 150 Reparatur-Gene, die DNA-Schäden reparieren können, auch DNA-Schäden, die durch UV-Strahlung verursacht wurden. Gelingt die Reparatur von UV-Schäden nicht, wird der automatische Zelltod der betroffenen Zelle eingeläutet (Apoptose) [18].
  • Antioxidantien: Sonnenstrahlung erzeugt freie Radikale in der Haut, die die Haut schädigen können. Tatsächlich ist das UV-Licht nur für ca. 50% dieser freien Radikale verantwortlich: Die andere Hälfte der freien Radikale wird durch sichtbares und Infrarot-Licht erzeugt, gegen das Sonnencreme nicht schützt. Gegen freie Radikale setzt die Haut ein hoch entwickeltes System von Antioxidantien ein. Dazu gehören Carotinoide [19], Lutein, Lycopin[20] und die Vitamine A, C, D, und E. Bis auf das Vitamin D müssen Antioxidantien mit der Nahrung aufgenommen werden: Aus Früchten und Gemüse. Je farbenfroher, desto mehr Antioxidantien sind darin enthalten. Antioxidantien schützen sich gegenseitig vor der Wirkung von freien Radikalen und neutralisieren diese [2].
  • Sonnenrötung: Als eine der ersten Reaktionen auf das Sonnenlicht rötet sich die Haut (Erythem). Diese Sonnenrötung ist noch kein Sonnenbrand, sondern lediglich eine Schutzreaktion, bei der die Durchblutung der Haut gestärkt wird, damit die roten Blutkörperchen das UV-Licht absorbieren können. Da rote Blutkörperchen keinen Zellkern haben, sind sie auch weniger anfällig für Schäden durch UV-Licht. Zuerst bildet sich, ausgelöst durch Infrarot-Licht ein Wärme-Erythem als Sofort-Reaktion auf die Sonnenstrahlung, später wird ein UV-Erythem gebildet, das länger andauert. Wichtig hier ist die Rolle des Infrarot-Lichtes als frühen Reiz für die Haut, damit sie rechtzeitig ein Erythem als Schutz gegen die UV-Strahlung ausbilden kann [2][21].

Die menschliche Haut ist also bestens gerüstet, sich auf natürliche Weise gegen zu viel Sonneneinstrahlung zu schützen. Mehr noch: Diese Schutzmaßnahmen schützen auch dann die Haut, wenn Sonnencremes versagen oder nur einen unvollständigen Schutz bieten.

Dabei folgt die Haut einem Zyklus: Im Frühling/Sommer bildet sie eine Sommerhaut, die dicker ist (Lichtschwiele) und durch Pigmentierung geschützt ist (Sonnenbräune). Im Herbst/Winter wird die Haut wieder dünner und blasser, um trotz Sonnenmangel ausreichend Vitamin D bilden zu können.

Aber wenn die Haut sich selber so gut schützen kann, warum kommt es dann überhaupt zu Sonnenbrand, Sonnenstich und anderen Schäden aufgrund von Sonnenstrahlung?

Zunächst einmal ist es naiv, anzunehmen, dass der Mensch ohne Sonnencreme hilflos der Sonne ausgeliefert wäre. Sonst hätte es der Urmensch nicht über Jahrmillionen Jahre geschafft, sich zum heutigen Menschen weiterzuentwickeln, sondern wäre längst aufgrund von Hautkrebs und Strahlenschäden ausgestorben. Es muss also einen anderen Grund geben.

Natürliche Sonnen-Gewöhnung gegen Urlaubs-Schock

Während einige der natürlichen Schutzmaßnahmen der Haut einen gewissen Sofort-Schutz bieten (Schweiß, Urocaninsäure, Antioxidantien, DNA-Reparatur, Sonnenrötung) brauchen wirkungsvollere Schutzmaßnahmen (Lichtschwiele, Braunfärbung) ca. 3-4 Wochen Zeit, um sich voll auszubilden.

Es dämmert also: Während der Mensch in freier Wildbahn Monate Zeit hat (nämlich den ganzen Frühling), um sich allmählich und behutsam an die steigende Sonnenintensität zu gewöhnen, sperrt sich der Zivilisations-Mensch den ganzen Tag in Büros, Häuser und klimatisierte Shopping-Center – und weicht der Sonne komplett aus.

Selbst auf Wanderungen, Spaziergängen oder am Badesee verhindert Otto Normalverbraucher wirksam das Ausfahren seiner natürlichen Schutzschilde, indem er sich mit Sonnencreme einschmiert und auch sonst der Sonne dank gutgemeinter Ratschläge von Hautärzten ausweicht.

Bis die Konfrontation mit der Sonne im Urlaub unausweichlich wird: Mit dem alljährlichen Sonnenbrand. Denn in den 2-4 Wochen Strandurlaub wird für die Haut die Strahlenbelastung durch die Sonne schlagartig und mit zu wenig Vorbereitung um ein Vielfaches erhöht. Hinzu kommt, dass Sonnencremes im Urlaub kaum richtig angewendet werden, bzw. nur unvollständig wirken: Wer kennt sie nicht, die krebsroten Körper, die jedes Jahr am Strand liegen und nach der Mittagszeit „nochmal nachschmieren“, um trotz heftigen Sonnenbrands weiter in der Sonne grillen zu können?

Auch Ernährung spielt hier eine wichtige Rolle: Fertiggerichte, Fast Food und typische Zivilisations-Kost enthalten kaum Antioxidantien, die der Haut beim Sonnenschutz helfen würden, sondern sie brauchen eher die Vorräte an Antioxidantien auf: Übermäßiger Kohlenhydrate-Konsum, Zucker, ungesunde Fette und Anti-Nährstoffe erhöhen die Belastung durch freie Radikale und brauchen dadurch die wenigen Antioxidantien, die in normaler Kost enthalten sind schnell auf.

Dagegen enthält die Paleo-Ernährung durch einen höheren Anteil an Gemüse und Obst sowie eine niedrigere Belastung mit freien Radikalen von Natur aus mehr Antioxidantien, die dem Körper für den Schutz vor Sonnenstrahlen zur Verfügung stehen. Die wichtigsten Lieferanten hier sind Möhren, Karotten und Paprika (Carotine), Tomaten (Lycopin), alle Beeren und sogar dunkle Schokolade (aber bitte mit >85% Kakaoanteil).

Tipps zum Aufbau eines natürlichen Sonnenschutzes

Die beste, natürliche Strategie ist also, den natürlichen Sonnenschutz der Haut aufzubauen und die Haut sinnvoll zu schützen, bis sie sich selber schützen kann:

  • Sobald im Frühling die ersten Sonnentage kommen, bewusst die Haut an die Sonne gewöhnen, ohne Sonnenbrände zu riskieren.
  • Zuerst reichen 15 Minuten Sonnenbaden täglich, ohne Sonnencreme und auf möglichst viel Hautfläche: Das fördert die Vitamin-D-Bildung und stimuliert die Haut, ihren eigenen Sonnenschutz aufzubauen.
  • Vorsichtig an die Sonne gewöhnen: Lieber etwas früher aus der Sonne raus gehen, um Sonnenbrände zu vermeiden. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wie viel Sonne man problemlos verträgt.
  • Der beste Sonnenschutz ist, der Sonne auszuweichen: Schattenplätze suchen, Hüte und weite Kleidung tragen.
  • Viel buntes Obst (z.B. Beeren) und farbenfrohes Gemüse (Tomaten, Tomatenmark, Paprika, etc.) essen. Das liefert Vitamine und Antioxidantien für den natürlichen Sonnenschutz.
  • Die intensivste Sonnenstrahlung ist in der Zeit von 9 Uhr bis 16 Uhr. Faustregel: Wenn der eigene Schatten kürzer ist, als man selbst. In dieser Zeit wird am meisten Vitamin D produziert, gleichzeitig sollte man in dieser Zeit besonders vorsichtig sein.
  • Den Sonnenaufenthalt unbedingt an den eigenen Hauttyp anpassen: Wer besonders helle Haut, Haare und Augen hat, sollte lieber vorsichtiger sein, dunkle Typen können sich ein bisschen mehr zumuten.
  • Nur wenn sich ein längerer Aufenthalt in der Sonne nicht vermeiden lässt und Hüte/Kleidung nicht ausreichen, Sonnencreme verwenden. Dabei möglichst eine mineralische Sonnencreme verwenden und richtig dosieren/auftragen.
  • Schultern, Nacken, Nase und Ohren bekommen immer die meiste Sonne ab. Hier etwas vorsichtiger sein (Kopftuch für den Nacken, Schirmmütze, lange Haare, Hemden als Schutz verwenden).
  • Augen haben keinen Sonnenschutz, daher ist eine Sonnenbrille immer eine gute Idee.
  • Kindern sollte man den richtigen Umgang mit Sonne frühzeitig erklären. Der eingangs erwähnte Elternbrief hat hier recht. Aber auch hier sollten Sonnenhut, Schatten und gesunder Menschenverstand vor der Sonnencreme-Nutzung stehen. Meine Kinder spielen sowieso lieber im Schatten, einfach weil es dort nicht so heiß ist – es sei denn jemand kommt auf die Idee, ein Planschbecken mitten in der Sonne aufzustellen. Es kommt also auch darauf an, die Aktivitäten der Kinder richtig zu steuern.

Wer verantwortungsvoll mit seiner Haut und der Sonne umgeht, frühzeitig einen natürlichen Sonnenschutz aufbaut und bewusst die Sonne nutzt, der kann ihre gesundheitlichen Vorteile genießen, ohne gleich Angst vor Hautkrebs haben zu müssen.

Erfahrungen

Ich verwende schon seit über zwei Jahren keine Sonnencreme mehr, obwohl ich in dieser Zeit mehrfach Urlaub am Strand gemacht habe. Das heißt nicht, dass ich mit den anderen Urlaubern in der Sonne brate (das ist mir ehrlich gesagt zu langweilig), sondern ich versuche gezielt meine Haut an die Sonne zu gewöhnen und gehe bewusst in den Schatten, wenn ich das Gefühl habe, mein „Pensum“ erreicht zu haben.

Zur Vorbereitung auf den Urlaub laufe ich regelmäßig meine einstündige Barfuß-Runde am Wochenende in kurzer Hose in der Mittagszeit, sobald die ersten Sonnentage kommen, um langsam aber sicher einen guten Sonnenschutz aufzubauen. Manchmal setze ich mich zwischendurch im Frühling oder Sommer bewusst für 20 Minuten in die Sonne und lese in einem Buch.

In den letzten Jahren habe ich kaum einen Sonnenbrand bekommen, lediglich die ein oder andere Hautrötung. Natürlich kann ich nichts über mein Hautkrebsrisiko sagen, aber dafür habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit etwas mehr Bewusstsein, ohne Sonnencreme und auch ohne Sonnenbrand prima den Sommer genießen kann. Die Einheimischen in Südeuropa schaffen das doch auch, oder?

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen Urlaub!

Was sind Eure Erfahrungen rund um Sonne, Vitamin D, Sonnencreme und braun werden?

Buch- und Produkt-Tipps

Quellen

[1]
Brainard GC, Hanifin JP, Greeson JM, Byrne B, Glickman G, Gerner E, Rollag MD: Action spectrum for melatonin regulation in humans: evidence for a novel circadian photoreceptor., 2001
[2]
Vitamin D - Update 2012, 2012*
[3]
Field S, Newton-Bishop JA: Melanoma and vitamin D., 2011
[4]
Grimes DS, Hindle E, Dyer T: Sunlight, cholesterol and coronary heart disease., 1996
[5]
Feelisch M, Kolb-Bachofen V, Liu D, Lundberg JO, Revelo LP, Suschek CV, Weller RB: Is sunlight good for our heart?, 2010
[6]
Grant WB: An estimate of the global reduction in mortality rates through doubling vitamin D levels., 2011
[7]
Lindqvist PG, Epstein E, Landin-Olsson M, Ingvar C, Nielsen K, Stenbeck M, Olsson H: Avoidance of sun exposure is a risk factor for all-cause mortality: results from the Melanoma in Southern Sweden cohort., 2014
[8]
Petersen B, Datta P, Philipsen PA, Wulf HC: Sunscreen use and failures--on site observations on a sun-holiday., 2013
[9]
Couteau C, Chauvet C, Paparis E, Coiffard L: UV filters, ingredients with a recognized anti-inflammatory effect., 2012
[10]
Bernerd F, Vioux C, Lejeune F, Asselineau D: The sun protection factor (SPF) inadequately defines broad spectrum photoprotection: demonstration using skin reconstructed in vitro exposed to UVA, UVBor UV-solar simulated radiation., 2003 May
[11]
Haywood R, Wardman P, Sanders R, Linge C: Sunscreens inadequately protect against ultraviolet-A-induced free radicals in skin: implications for skin aging and melanoma?, 2003
[12]
Unknown title
[13]
Xue C, Wu J, Lan F, Liu W, Yang X, Zeng F, Xu H: Nano titanium dioxide induces the generation of ROS and potential damage in HaCaT cells under UVA irradiation., 2010
[14]
Boberg J, Taxvig C, Christiansen S, Hass U: Possible endocrine disrupting effects of parabens and their metabolites., 2010
[15]
Schlumpf M, Kypke K, Wittassek M, Angerer J, Mascher H, Mascher D, Vökt C, Birchler M, Lichtensteiger W: Exposure patterns of UV filters, fragrances, parabens, phthalates, organochlor pesticides, PBDEs, and PCBs in human milk: correlation of UV filters with use of cosmetics., 2010
[16]
Unknown title
[17]
Jablonski NG, Chaplin G: The evolution of human skin coloration., 2000
[18]
Ziegler A, Jonason AS, Leffell DJ, Simon JA, Sharma HW, Kimmelman J, Remington L, Jacks T, Brash DE: Sunburn and p53 in the onset of skin cancer., 1994 Dec 22
[19]
Lee J, Jiang S, Levine N, Watson RR: Carotenoid supplementation reduces erythema in human skin after simulated solar radiation exposure., 2000
[20]
Stahl W, Sies H: Carotenoids and protection against solar UV radiation., 2002 Sep
[21]
Jantschitsch C, Majewski S, Maeda A, Schwarz T, Schwarz A: Infrared radiation confers resistance to UV-induced apoptosis via reduction of DNA damage and upregulation of antiapoptotic proteins., 2009
[22]
Michael F. Holick Ph.D. M.D.: The Vitamin D Solution: A 3-Step Strategy to Cure Our Most Common Health Problems (English Edition), 2010*

Update: Vielen Dank an Giuseppe von den Kommentaren, der die amerikanische Sonnencreme Badger Balm entdeckt hat. Die besteht nur aus 5 Zutaten: Sonnenblumenöl, Bienenwachs, Vitamin E, Sanddornextrakt und Zinkoxid. Alles harmlose Zutaten, trotzdem LSF 30. Für die Gelegenheiten, bei denen man um einen Sonnenschutz nicht drumrumkommt. Kennt jemand etwas ähnliches aus Deutschland?


Foto: Haeundae Beach Sunshine Sandy Sea Sunset Busan, von sirocumo, gefunden auf Pixabay, genutzt unter der Public Domain CC0 Lizenz.


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Von Constantin Gonzalez am 30.07.2014, aktualisiert: 19.12.2016 in Grundlagen.


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