Studien, die behaupten, dass der Genuß von rotem Fleisch krank macht gibt es wie Sand am Meer.
Die neue Studie Changes in red meat consumption and subsequent risk of type 2 diabetes mellitus: three cohorts of US men and women. geht nach dem gleichen Schema vor, wie so viele andere Beobachtungsstudien:
- „We followed up 26,357 men in the Health Professionals Follow-up Study (1986-2006), 48,709 women in the Nurses’ Health Study (1986-2006), and 74,077 women in the Nurses’ Health Study II (1991-2007).“
Auf Deutsch: Wir downloaden uns die gleichen Studien-Daten, die immer wieder für die gleichen Studien rangezogen werden, weil wir es uns nicht leisten können, echte Experimente unter kontrollierten Bedingungen durchzuführen, - „Diet was assessed by validated food frequency questionnaires and updated every 4 years.“
Auf Deutsch: Die befragten Personen mussten sich daran erinnern, was sie die letzten 2-4 Jahre gegessen hatten und wir sind ganz sicher, dass sie ein ganz tolles Erinnerungsvermögen haben und jeden Schokoriegel/jede Tüte Chips und die täglich vertilgte Kalorienzahl ganz ehrlich zugegeben haben, - „Time-dependent Cox proportional hazards regression models were used to calculate hazard ratios with adjustment for age, family history, race, marital status, initial red meat consumption, smoking status, and initial and changes in other lifestyle factors (physical activity, alcohol intake, total energy intake, and diet quality).“
Auf Deutsch: Wir zaubern mit etwas Excel-Magie alle anderen Faktoren heraus (Zigarettenkonsum, körperliche Bewegung, was die Teilnehmer sonst noch alles gegessen und getrunken haben wollen, den Unterschied zwischen McDonalds-Hamburgern mit Pommes und einem echten Steak vom Weiderind etc.), und ignorieren, dass die Probanden Schichtarbeiter waren (die übrigens sowieso ein erhöhtes Risiko für Übergewicht (Chronobiological aspects of nutrition, metabolic syndrome and obesity.) und ein erhöhtes Risiko für Diabetes(Adverse metabolic and cardiovascular consequences of circadian misalignment.) haben), sich der Fragenkatalog mit 35 ganz einfachen Fragen wie „wieviel Mikrogramm Selen haben Sie in den letzten 2 Jahren pro Tag zu sich genommen?“ im Studienzeitraum geändert hat und dass einige Ergebnisse der Studie völlig unrealistisch sind (welche hart arbeitende Krankenschwester kann mit 1202 Kalorien am Tag überleben?), - „…increasing red meat intake during a 4-year interval was associated with an elevated risk of T2DM during the subsequent 4 years in each cohort…“
Auf Deutsch: Wir legen zwei der vielen, vielen Kurven, die unser Excel-Sheet aus den Daten erzeugen könnte übereinander und behaupten, dass die eine Kurve der Grund für die andere Kurve sein muß. Wir sind nämlich auch der Überzeugung, daß der Storch die Kinder zur Welt bringt: Unknown title.
Am Ende tun wir ganz betroffen, denn jetzt glauben wir auch, dass rotes Fleisch Diabetes macht.
Fertig ist die Studie. Ganz ohne Wissenschaft, sondern allein durch Zahlenmassage am Laptop. Vielleicht in einem nahegelegenen Coffee-Shop bei mehreren überzuckerten Kaffee-Milch-Spezialitäten?
Wie solche Studien funktionieren, wurde ja schon im Artikel Korrelation ist kein Zusammenhang, oder: Wie man mit Studien Meinungen manipuliert diskutiert.
Der amerikanische Blogger Justin Serpico vom Blog Capital Region Caveman hat einen neuen Weg gefunden, dem Studien-Wahnsinn zu begegnen: Er schlägt solche Studien einfach mit den eigenen Waffen!
Im Artikel Red meat consumption increases diabetes risk, really? hat er kurzerhand Daten von der US-Behörde für Landwirtschaft (USDA) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in einer eigenen Tabelle zusammengefasst und diese schöne Korrelations-Statistik veröffentlicht:
(Klicken um die Tabelle in voller Auflösung zu sehen.)
Das schockierende und völlig unerwartete Ergebnis: Länder mit höherem Verzehr von rotem Fleisch leiden weniger an Diabetes als Länder mit geringem Verzehr von rotem Fleisch.
Grund zur Beruhigung oder sollten wir doch alle zur Sicherheit lieber auf Donuts und Croissants umschwenken, um ganz sicher zu gehen? Schließlich müssen ja die Experten der größten Europäischen Diabetes-Konferenz Bescheid wissen, oder?
Vielen Dank an Rob und Justin für ihren schönen Artikel und die Erlaubnis, die Tabelle hier abdrucken zu dürfen!
Das Filesteak-Bild ist von Flickr-User avlxyz und wurde unter der CC BY-SA 2.0 Lizenz verwendet.
Von Constantin Gonzalez am 07.10.2013, aktualisiert: 19.12.2016 in Kurzmeldungen.
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