Paleosophie | Tipps und Hintergründe für den zivilisierten Urmenschen | von Constantin Gonzalez

Hocken statt sitzen – für einen gesünderen Darm

Der Hoca Toilettenhocker

Das Paleo-Prinzip gilt nicht nur für die Ernährung: Als zivilisierte Menschen können wir uns viele Dinge von der Evolution abgucken, die auf natürliche Weise besser funktionieren, als auf „zivilisierte“ Art.

Dazu gehört auch ein zugegebenermaßen eher heikles Thema: Der Stuhlgang.

Die heute in der westlichen Welt weit verbreitete Sitztoilette existiert erst seit wenigen Tausend Jahren. In anderen Teilen der Welt, wie z. B. Asien oder Südeuropa ist dagegen die Hocktoilette stärker verbreitet. Was die Unterschiede sind, und wie verschiedene Toiletten-Formen aussehen, findet Ihr im Toiletten-Artikel auf Wikipedia.

Sitzen oder Hocken, was ist besser?

Die natürlichste Form der Darmentleerung geht über die Hocke, darüber sind sich Wissenschaftler einig. Die Natur bietet einfach keine Sitztoiletten in der Savanne an.

Dementsprechend hat die Evolution den Dickdarm im Körper angeordnet und ihn mit einem speziellen Muskel ausgestattet. Der Musculus Puborectalis knickt den Mastdarm ab (wie einen Gartenschlauch) und sorgt damit dafür dass der Stuhl nur dann den Darm verlässt, wenn er soll.

Dieser Muskel wird von der Körperposition beeinflusst: Im Stehen ist er stark angespannt und knickt damit den Darm stark ab, im Hocken dagegen ist er maximal entspannt und erlaubt daher eine gerade Ausrichtung des Mastdarmes. Und im Sitzen? Da ist die Anspannung des Muskels eher dazwischen, aber nicht ideal.

Daher gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Hockposition es für den Körper wesentlich einfacher macht, seinen Darm zu entleeren als die Sitzposition. Das Geschäft wird schneller erledigt, die Entleerung geschieht vollständiger und es ist weniger Kraftanstrengung nötig, mit weniger Potenzial für Risse und anderen Verletzungen.

Und siehe da, auch für solche Themen gibt es Studien, und nicht zu knapp: In Comparison of straining during defecation in three positions: results and implications for human health. und Unknown title fanden die Autoren anhand von 28 bzw. 68 Probanden heraus, dass eine einfache Änderung von der Sitzposition in die Hockposition beim Toilettengang eine deutlich stärkere Linderung von Hämorrhoiden-Symptomen bewirkt, als eine herkömmliche Behandlung mit Medikamenten.

Was tun?

Hocken macht also nicht nur mechanisch mehr Sinn als Sitzen, sondern es lindert nachgewiesenermaßen auch Zivilisationskrankheiten wie Hämorrhoiden. Es gibt auch Vermutungen (dazu habe ich aber noch nicht viele Studien finden können), dass andere gesundheitliche Probleme damit ebenfalls beseitigt werden können.

Ideal wäre es also, wenn wir alle unsere Sitztoiletten aus den Badezimmern herausreißen und durch Hocktoiletten nach südeuropäischem Bild ersetzen würden.

Das ist natürlich nicht praktikabel.

Es ist auch nicht unbedingt sinnvoll, sondern eher gefährlich auf die Toilette zu klettern, da die Dinger eben nicht für solche Belastungen gebaut wurden und das Ganze eine sehr wackelige Angelegenheit ist.

Auch die mitunter im Handel angebotenen, eher abenteuerlichen Plattformen, die um die Toilette herum gebaut werden (sowas gibt es wirklich) sind keine realistische Lösung.

Die bequeme Lösung: Hocksitzen

Ein anderer Weg ist, den Winkel zwischen Körper und Oberschenkel (darum geht es nämlich im Grunde bei der Hockposition) so klein wie möglich zu machen, und zwar indem man die Füße hochstellt.

Genau das kommt langsam in Mode, in Form von kleinen Hockern, die man sich vors Klo stellt, um darauf die Füße abzustellen.

Hilft das? Ja, auch dafür gibt es eine Studie: Unknown title.

Diesmal untersuchten pakistanische Wissenschaftler 100 Patienten mit ziemlich unangenehmen Symptomen, die wir hier nicht näher beschreiben wollen. Sie teilten diese in zwei gleich große Gruppen ein (eine normale Sitz-Gruppe und eine Hock-Gruppe) und verschrieben beiden Gruppen eine leichte medizinische Behandlung. In beiden Gruppen gab es Erfolge, jedoch war die Hock-Gruppe im Vorteil (56 % der Hock-Patienten sprach auf die Behandlung an und nur 46 % der Sitz-Gruppe).

Soweit so gut. Danach gaben die Autoren den Patienten aus beiden Gruppen, bei denen die Behandlung nicht erfolgreich war eine zweite Chance: Diesmal sollten sie zwar auf einer Toilette sitzen, aber die Füße auf ein Bänkchen stellen und sich etwas nach vorne beugen, um den Winkel zwischen Rücken und Oberschenkel von 90° auf ca. 35° zu reduzieren. Jetzt zeigten über 75 % der Patienten eine Verbesserung ihrer Symptome.

Die Wissenschaftler erklären sich den Effekt damit, dass für ältere und übergewichtige Menschen die reine Hockposition nicht immer praktikabel ist und Hock-Sitzen besser angenommen wird.

Fazit: Ein Bänkchen oder eine andere, gehobene Unterlage vor der Toilette genügt, dann kann man beim Sitzen die Füße darauf abstellen, den Oberschenkelwinkel verkleinern und alles flutscht besser.

Das meint auch Giulia Enders, Mikrobiologin und Autorin von Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ* in diesem Kurzinterview:

Wer eine bequemere Lösung sucht, kann auch einen sogenannten Toilettenhocker verwenden:

Toilettenhocker

Und deswegen gibt es seit einiger Zeit in verschiedenen Ländern Hersteller, die spezielle Toilettenhocker anbieten. In Deutschland gibt es so einen Hocker von der Firma Hoca-Toilettenhocker, die mir vor kurzem ein Test-Exemplar zugeschickt hat (vielen Dank!).

Im Vergleich zu normalen Bänkchen und anderen Unterlagen hat so ein Spezial-Hocker folgende Vorteile:

  • Die richtige Höhe (der Standard-Hocker, den ich vorher benutzte war mir zu hoch).
  • Er ist breiter, so dass man die Füße bequemer abstellen kann.
  • Durch die U-Form lässt er sich bequemer unter der Toilette verstauen, wenn man ihn nicht braucht.

Wer unbedingt sparen will, kommt zwar mit einer anderen mehr oder weniger kreativen Erhöhung aus, aber wer es bequemer haben will, findet für ca. 30–40 Euro sicher Gefallen daran.

Eure Erfahrungen

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einen Blog-Artikel über den Toilettengang schreiben würde, aber ich nehme an, es gibt für alles ein erstes Mal. Die wissenschaftliche Seite ist zumindest einleuchtend.

Vielen Dank an dieser Stelle an die Firma Hoca für die Anregung und für den zur Verfügung gestellten Hocker.

Was meint Ihr? Verwendet Ihr einen Hocker, einen speziellen Toiletten-Hocker, eine andere Unterlage, klettert Ihr aufs Klo (nicht empfehlenswert!) oder ist Euch das Thema eher egal?

Werbung: Buch- und Hockertipps


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Von Constantin Gonzalez am 01.03.2016, aktualisiert: 19.12.2016 in Grundlagen.


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Mein Name ist Constantin, Informatiker und seit 2008 beschäftige ich mich intensiv mit Ernährung, Gesundheit und aktueller Forschung dazu.

Mit der Paleo-Ernährung (oder: „Paleo-Diät“) bin ich heute 18 kg leichter und fitter als je zuvor. Jetzt wandle ich mich vom Couch-Potato zum Athleten. Das hätte ich als klassischer „Geek“ nie gedacht!

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