
Deutschland ist das Land des „Geiz ist geil“.
Alles so billig wie es geht. So viel wie möglich.
Das ist ein Fehler.
Statt dessen wäre es viel besser, wenn wir mehr auf Qualität achten würden.
Nicht nur beim Essen.
„Wir sind zu arm, um uns was billiges zu kaufen!“
Meine Oma
Reisen sind immer wieder eine gute Gelegenheit, Kulturen zu vergleichen und die eigene Kultur mit kritischen Augen zu hinterfragen. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass andere Länder mehr Wert auf Qualität legen, als die Deutschen:
- Jedes mal wenn ich durch Österreich fahre, mache ich sehr gerne halt bei den dortigen Raststätten. Vor allem die Rosendorfer-Kette hat es mir angetan: Sauber, freundlich, reiche Auswahl und tolle Qualität bei den Speisen – sowas sucht man vergeblich an deutschen Autobahnen.
- Im Urlaub fahre ich gerne nach Italien oder Spanien und buche dort meist eine Ferienwohnung oder ein Hotelzimmer mit Kochnische. Südländische Supermärkte sind eine Fundgrube für leckere, hochwertige Zutaten. Fischtheken in mittelmäßigen mallorquinischen Supermärkten können problemlos eine Nordsee-Filiale vor Neid erblassen lassen.
- Für US-Amerikaner ist Service-Qualität sehr wichtig: Dort wird man überall freundlich begrüßt und zwischen dem Verhalten amerikanischer Kellner und bayerischer Gaststätten-Bedienungen liegen oft Welten.
In Deutschland dagegen muss oft eine Bratwurst im Benzin-Brötchen an der Tanke reichen, während einen die Billig-Preise für geschmacklose Wasser-Tomaten im Supermarkt anspringen und die Bedienung mit vorwurfsvollem Blick bellt, was es denn sein soll.
Die Werbung spricht Bände. In Prospekten, TV-Spots und Plakaten prangt vor allem ein Produktmerkmal: Der Preis.
Vielleicht ist das ein wenig übertrieben, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die Deutschen mehr Wert auf „billig“ und „viel“ legen, als auf gute Qualität.
Neulich brachte das jemand auf Facebook auf den Punkt:
4 Euro für einen Latte? Kein Thema! 4 Euro für 10 Bio-Eier? Viel zu teuer!
Den Vergleich zwischen den Nährwerten eines Latte-Getränks und denen von 10 Bio-Eiern erspare ich Euch …
Qualität zählt – auch bei begrenztem Budget
Man könnte argumentieren, dass gute Qualität ein Privileg der Reichen wäre, und dass man bei begrenztem Budget nicht anders könne, als sich für das günstigste Angebot zu entscheiden.
Auch bei der Paleo-Ernährung (um zum eigentlichen Thema dieses Blogs zurückzukehren) wird oft bemängelt, dass sie „teuer“ wäre und daher nicht praktikabel.
Das lasse ich nicht gelten:
Trotz niedrigerem Bruttomonatsverdienst als in Deutschland (laut Statista) sind Länder wie Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und Portugal bekannt für ihre hochwertige Küche – auch bei den einfachsten täglichen Gerichten.
In Italien wird übrigens nicht ständig Pasta und Pizza gegessen, ein anständiges italienisches Restaurant bietet als Hauptgericht Fleisch oder Fisch mit Gemüse an.
Was nichts kostet ist auch nichts wert: Die meisten Billig-Angebote in Supermärkten entpuppen sich als Mogelpackungen. Das Geld, das man für Billig-Angebote vom Discounter zahlt, zahlt man oft für Werbung, Verpackung und Täuschungsmanöver.
Getreideprodukte und andere Kohlenhydrat-basierte Zutaten eignen sich sehr gut als billiges Füllmittel. Zucker, Geschmacksverstärker und Aromastoffe gaukeln Genuss vor, der nicht existiert und fördern Konsum, der nicht nötig ist. Tütensuppen, Snack- und Knabberartikel sind eindrucksvolle Beispiele für High-Tech-Produkte mit negativem Nährwert: Je mehr man davon isst, desto mehr verliert man.
Gerade wer wenig Geld hat, sollte darauf achten, dass jeder ausgegebene Cent zählt: Indem man das wenige Geld bewusst ausgibt, Überflüssiges vermeidet und die Mittelmänner ausschaltet. Das bedeutet meistens: Regional, nahe beim Erzeuger einkaufen, aus frischen Einzelzutaten kochen und Fertigprodukte vermeiden. Ein gutes Paleo-Essen muss nicht teuer sein: Hier ist ein Rezept für Hackfleisch-Curry mit Honig-Balsamico-Spinat. Für 3,50 Euro pro Person und in 15 Minuten gekocht.
Wer billig kauft, zahlt am Ende mehr. Schlechte Qualität zieht Folgekosten mit sich: Billige Technik geht schneller kaputt und Ärger über minderwertige Produkte kostet Zeit und Nerven. Der 1-Euro-Burger liegt schwer im Magen, macht hungriger statt satt und über einen längeren Zeitraum bezahlt man minderwertiges Essen mit gesundheitlichen Problemen, Übergewicht und niedrigerer Lebensqualität.
Qualität zahlt sich aus!
Vorschlag: Achte die nächsten 30 Tage bewusst auf Qualität!
- Wo hast Du – bei gleichen Kosten – die Wahl zwischen besserer Qualität und dafür geringerer Menge?
- Konsumierst Du noch, oder lebst Du schon? Bei welchen Produkten kannst Du Dich für bessere Qualität entscheiden und dafür Deine Gesundheit, Deine Lebensqualität oder etwas anderes, was Dir wichtig ist, entscheidend verbessern?
- Was ist Dir weniger wichtig? Worauf kannst Du verzichten, um dafür an anderer Stelle in Deinem Leben mehr Qualität zu genießen?
Jeder hat eine andere Auffassung von Qualität und setzt andere Prioritäten. Wichtig ist nur, dass man sich bewusst wird, in welchen Bereichen man auf Qualität achten will und in welchen nicht – und dann entsprechend handelt.
Mir ist gutes Essen wichtig. Und wenn ich es nicht bekommen kann, dann esse ich einfach nichts. Ich trinke gerne Wein und gebe gerne mehr als 6 Euro pro Flasche aus, wenn der Wein gut ist und ich ihn in Ruhe mit meiner Frau oder Freunden genießen kann. Wir bekommen jede Woche eine Öko-Kiste mit frischem, regionalen Bio-Obst und -Gemüse. Die Eier dort kosten 4,29 Euro pro 10er-Karton und sie sind jeden Cent wert.
Mein Nachbar ist Italiener und er importiert seinen Kaffee von einer befreundeten Rösterei für 20 Euro das Kilo. Den Kaffee mahle ich selbst und koche ihn dann mit einer echten Espresso-Maschine. Dafür genieße ich ihn bewusst und habe meine Freude daran. Wem das jetzt übertrieben erscheint, der sollte sich mal Jony Ives Kaffee-Ritual (Englisch) zu Gemüte führen.
Die Paleo-Ernährung ist eine Qualitäts-Ernährung
Die Paleo-Ernährung kann man als eine qualitätsorientierte Ernährung zusammenfassen: In ihr kommen nur Lebensmittel in Frage, die für den menschlichen Körper einen Vorteil bieten, also qualitativ hochwertig sind. Die Mengen sind in der Paleo-Ernährung eher weniger wichtig: Qualität statt Quantität.
- Frisches, regionales und saisonales Obst und Gemüse ist voll von Mikro-Nährstoffen wie Vitamine und Mineralien, die gesund sind.
- Weidefleisch, wilder Fisch und Eier von frei laufenden Hühnern sind ebenfalls voll von wertvollen Nährstoffen.
- Fertigprodukte, Fastfood, Getreideprodukte, Hülsenfrüchte und Zucker dagegen bieten keine Vorteile und sind daher zu Recht in der Paleo-Ernährung verpönt.
Wo setzt Du auf Qualität?
Wo machst Du bei der Qualität keine Kompromisse? Worauf würdest Du lieber verzichten, wenn Du es nicht in ausreichender Qualität bekommen kannst? Was sind Deine Qualitäts-Standards?
Bild: Lion posing at AfriCat von Hamish Paget-Brown, genutzt unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.
Von Constantin Gonzalez am 09.09.2015, aktualisiert: 19.12.2016 in Allgemein.
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