Wenn ich Leuten die Paleo-Ernährung erkläre, also: Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Obst, Nüsse. Nein, kein Brot, keine Nudeln, auch kein Müsli usw., dann zählen zu den häufigsten Einwänden:
- „Das ist mir zu teuer, das kann ich mir nicht leisten!“ Und:
- „Da muss ich ja jeden Tag kochen, das ist mir zu umständlich!“
Diese Denkweise geht davon aus, dass eine gesunde Ernährung mehr Geld und Zeit kostet.
Dabei ist genau das Gegenteil der Fall: Wer seine Ernährung vernachlässigt, macht Schulden am eigenen Körper. Und die muss man mit Zins und Zinseszins zurückzahlen. Sowohl mit Geld als auch mit Zeit und Mühe.
„Work out.“
(Das sagte einmal Sir Richard Branson, als Antwort auf die Frage, wie man erfolgreich wird.)
Schulden sind ein einfaches Konzept: Man leiht sich Geld, und zahlt es später wieder zurück. Mit Zinsen. Die Zinsen sind das zusätzliche Geld, das man zahlt, damit man das Geld, das man geliehen hat vorzeitig ausgeben kann. Zinsen verwandeln Geld in Zeit.
Als ich jung und unerfahren war, hatte ich Schulden. Mein „Finanzberater“ gab mir damals eine Kreditkarte, damit ich Geld ausgeben kann, während meine Mitarbeiteraktien für mich Geld verdienen sollten.
Das funktionierte, bis das im Jahr 2000 mit den Aktien nicht mehr so toll lief. Dann blieben nur noch Schulden. Und die Zinsen, die ich jeden Monat zahlen musste.
Dass das Leihen von Geld Zinsen kostet ist ein einfaches Prinzip, aber es ist trügerisch: Man denkt, dass man einen Vorteil hat („Das kann ich auch!“ oder: „Wir finanzieren Ihre Vorhaben und Wünsche!“), aber in Wirklichkeit zahlt man nur drauf. Und aus Zinsen können Zinseszinsen werden, die die Spirale immer tiefer werden lassen.
Schulden sind nicht auf Geld beschränkt
Warum kommt jetzt das Thema „Schulden“ in einem Ernährungs-Blog?
Weil man Schulden auch ganz ohne Geld machen kann.
„Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ heisst es im Volksmund: Wer Probleme ungelöst vor sich herschiebt, muss irgendwann doch noch der Realität ins Auge sehen. Und dann sind die Probleme nicht selten größer geworden.
In der IT, meinem beruflichen Fachgebiet, bezeichnet der Begriff Technische Schuld eine Situation, in der eine schlechte technische Entscheidung (die z. B. Zeit oder Kosten sparen soll) dazu führt, dass man in letzter Konsequenz mehr Aufwand hat, als wenn man von vornherein die richtige Entscheidung getroffen hätte.
Schlechte Ernährung ist wie Schulden machen
Das Schulden-Prinzip lässt sich nicht nur auf Technik, sondern auch auf Ernährung übertragen:
Wer zu Fastfood, Fertiggerichten oder anderer „ich habe keine Zeit“-Nahrung greift, tauscht Nahrungsmittel-Qualität gegen Zeit aus. Schlechte Nahrung macht übergewichtig und krank und so bezahlt man die gesparte Zeit mit seiner eigenen Gesundheit.
Wer ungesund lebt, wird öfter krank – das kostet Zeit: Als Krank-Zeit mit Fieber im Bett, als Therapie-/Behandlungs-/OP-Zeit im Krankenhaus oder als Lebenszeit, wenn man früher im Grab landet.
Fastfood, Convenience Food oder der schnelle Bissen zwischendurch spart nur am Anfang Zeit, am Ende gibt man sie doch wieder zurück. Als Lebenszeit, nicht selten mit Zins und Zinseszins.
Auch wer beim Essen nur auf Geld achtet, nimmt eigentlich nur einen Kredit am eigenen Körper auf: In billigem Essen steckt nur wenig gesundes drin.
Wer sich langfristig billig ernährt, bezahlt mit seiner Gesundheit einen hohen Preis. Dieser kann durchaus auch monetär sein: Ein Arbeitsamt-Mitarbeiter meldete sich neulich per E-Mail bei mir und sagte, dass übergewichtige Menschen nicht die besten Jobs bekämen.
Mit Mittagstief, häufigen Krank-Zeiten, Antriebslosigkeit, Depression und anderen körperlichen Symptomen, die auf mangelnde Ernährung zurückzuführen sind kann man im Job nicht die beste Leistung bringen – das kann sich in Karriere und Gehalt bemerkbar machen.
Bis zu einem gewissen Grade kann man also Gesundheit in Zeit eintauschen, oder Gesundheit in Geld, oder umgekehrt.
Der Preis für „das ist mir zu teuer“ und „dafür habe ich keine Zeit“ kann hoch sein: Ein verbrauchter, ausgelaugter Körper im Alter schränkt die Lebensfreude stark ein. Nicht zu reden von der geopferten Lebenszeit durch häufige Krankheit oder gar frühzeitigem Tod.
Es geht auch umgekehrt: Mehr Lebenszeit und mehr Geld durch richtige Ernährung
Wer diesen Mechanismus erkannt hat, kann den Spieß umdrehen: Statt Zinseszins für schlechte Ernährung zu zahlen, kann man auch durch gute Ernährung Zeit und Geld sparen:
- Gesunde Ernährung, mehr Bewegung und ein gesunder Lebensstil bedeutet mehr Leistung, sowohl körperlich als auch geistig. Dann kriegt man in weniger Zeit mehr geregelt (man spart Zeit) und dann hat man bessere Chancen auf lukrativere Jobs (mehr Leistung wird besser belohnt).
- Wer sich gesund ernährt, sich viel bewegt und auf seinen Körper achtet, der lebt auch länger. Die Zeit und das Geld, das man in einen besseren Körper investiert, bekommt man durch längere Lebenszeit (mit Guthabenzinsen!) und höhere Lebensqualität zurück geschenkt.
- Bessere Nahrungsmittel, mehr Zeit für die richtige Zubereitung und mehr Zeit für Sport, Sinn und Gesundheit bedeutet auch mehr Genuss, Lebensqualität und Freude: Ideale Voraussetzungen für neue Ideen, höhere Motivation und mehr Erfolg.
Fazit: „zu teuer“ und „keine Zeit“ sind nur eine Täuschung
Wer bei der Wahl seiner Lebensmittel, bei Bewegung und bei anderen gesundheitlichen Entscheidungen Geld und Zeit „spart“, nimmt in Wirklichkeit nur einen Kredit am eigenen Körper auf.
Wie bei monetären Schulden auch kann so ein Kredit kurzfristig vielleicht unausweichlich oder sinnvoll erscheinen, langfristig aber spart man bei Ernährung, Bewegung und anderen gesundheitlichen Themen immer am falschen Ende. Und dann bleiben nur Schulden und Zinsen.
Es geht auch umgekehrt: Je mehr man in gesunde Ernährung, Bewegung und einen gesunden Körper investiert, desto länger, besser und sinnvoller kann man sein Leben gestalten – zum Vorteil aller Beteiligten.
Willst Du Deine gesundheitlichen Schulden abbauen? Hier sind ein paar Tipps für Einsteiger.
Was aus meinen jugendlichen Schulden geworden ist? Die habe ich Stück für Stück bis auf den letzten Cent zurückgezahlt – und meine Lektion gelernt.
Bild: I die and I drown von JassimAlAli, verwendet unter der CC BY 3.0 Lizenz.
Von Constantin Gonzalez am 07.05.2015, aktualisiert: 19.12.2016 in Allgemein.
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